Donau so blau, so blau…

Als im Jahr 1850 Karl Beck diese Gedichtszeile schrieb, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, welch gigantisches Potenzial als Transportweg in den Fluten dieses Flusses schlummert. Heute werden auf ihm tonnenschwere Güter umweltschonend über große Distanzen bewegt. Doch welcher Aufwand steckt hinter so einem Transport? Wie läuft er genau ab? Ein Reisebericht aus einer etwas anderen Perspektive.

Die Donau ist der zweitlängste Strom Europas, sie entspringt im Schwarzwald aus den beiden Quellflüssen Brigach und Breg und misst 2845 Kilometer. Auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer durchfließt sie das nördliche Alpenvorland, die Pannonische Tiefebene und das Rumänische Tiefland und durchquert Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien und Rumänien – für Kroatien, Bulgarien, Moldawien und die Ukraine ist sie ein Grenzfluss.

Der Mustertransport
Um ein konkretes Beispiel darstellen zu können, wandten wir uns an die Eco Danube GmbH, die von den Unternehmen Hödlmayr, Schwandner, Connect und Eurobevrachting gegründet wurde. Bei dem ausgewählten Fall handelt es sich um die Beförderung einer Gleisbaumaschine von Oberhausen, Deutschland, nach Konya, Türkei. Und um es etwas lebendiger zu gestalten, versuchen wir, diese Reise aus der Sicht des Transportgutes zu beschreiben.

Tag 1, 6. Mai 2009
Meine Firma, die NEWAG GmbH, hat einen Käufer für mich gefunden. Es ist recht kühl für Mai, nur knapp 13 Grad, aber wenigstens regnet es nicht. Mein Wagen wartet schon auf mich, sieht schnittig aus, so schwarz-türkis. Der wird dafür sorgen, dass ich rechtzeitig bei meinem Schiff bin. Ob er wohl stark genug ist? Immerhin wiege ich 75 Tonnen, und mit 21,65 Metern Länge und 3,20 Metern Breite bin ich nicht gerade zierlich…. Aber das wird schon klappen, die Menschen um uns herum sehen alle sehr erfahren und kompetent aus, die haben sich garantiert etwas dabei gedacht. Ich kann kaum erwarten, dass es losgeht!

Tag 6, 11. Mai 2009
Na toll. Irgendwas hat bei der Abnahme nicht funktioniert, und dann kam das Wochenende dazwischen. LKW dürfen am Wochenende nicht fahren, super. Nur deswegen steh ich jetzt schon tagelang hier auf dem Anhänger, und es hat fast jeden Tag geregnet! Da sind die Leute um mich herum nicht besonders gut gelaunt. Wieder ist es so kühl, nur 14 Grad. Aber dafür geht es wenigstens los! Und langsam drängt die Zeit, schon am Donnerstag soll mein Schiff ablegen! Hoffentlich kommen wir in keinen Stau, mit unseren 35 Metern Länge und 133 Tonnen Gesamtgewicht können wir uns da wohl kaum durchschummeln….

Tag 9, 14. Mai 2009
Endlich sind wir in Enns! Ok, es war schon nett, an Köln, Frankfurt, Würzburg, Nürnberg und Regensburg vorbeizufahren, aber diese vielen Pausen! Jede Nacht auf einer anderen Raststation verbracht, das war nicht  lustig. Was man da an Zeit verliert! Wozu hat der LKW denn Scheinwerfer, wenn er in der Nacht nicht fahren darf? Wenigstens gab es zwischen Deutschland und Österreich keine Probleme, die Europäische Union ist diesbezüglich schon praktisch. Wow, das ist mein Wassertaxi? Ganz schön mächtig! Gut, dass es eine Rampe gibt, so können wir direkt drauffahren.

„Wenn alles für RoRo (Roll on, Roll of, Anm.) ausgebaut ist, braucht man keinen Kran mit fachkundiger Entlademannschaft mehr. Das erleichtert und vergünstigt die Be- und Entladung gleichermaßen“, meint Walter Hammer, Geschäftsführer der Connect SpeditionsgmbH Wels, die diesen Transport durchführte. „Die Donau ist die Zukunft für den Schwerverkehr über 60 Tonnen, sie bringt viele Vorteile: Neben dem Wegfall von Staub und Lärm werden durch ein Transportschiff wesentlich weniger Schadstoffe emittiert als auf der gleichen Strecke durch einen LKW anfallen. Zudem werden die Transitrouten entlastet und Brücken geschont“, nennt Hammer gute Gründe für den kombinierten Verkehr.

Tag 10, 15. Mai 2009
Wir kommen gut voran, die Fahrt durch Wien war einfach toll. Nun haben wir schon die 172 km durch die Slowakei hinter uns und befinden uns in Ungarn. Budapest ist auch eine traumhafte Stadt, all diese schönen, alten Brücken…

Tag 11, 16. Mai 2009
Die Grenze zu Serbien, na hoffentlich gibt das keine Probleme, immerhin verlassen wir das Gebiet der Europäischen Union. Ob wir lange warten müssen? Aber da wir ja nur durchfahren und keinen Zwischenstopp einlegen, ist es kein allzu großes Problem, immerhin haben meine Begleiter sämtliche erforderlichen Dokumente dabei.

„Für die Fahrt durch Serbien braucht man das T2L-Versandpapier, mit dem man ein Nicht-EU-Land transitieren darf“, erklärt Hammer und fügt hinzu: „Hat man alle Dokumente korrekt ausgefüllt, ist die Durchfahrt in zwei Tagen locker zu schaffen.“

Tag 12, 17. Mai 2009
Das Eiserne Tor, einfach wunderschön. Früher galt dieser Taldurchbruch als einer der einer der gefährlichsten Abschnitte für die Donauschifffahrt, aber seit hier 1972 ein Kraftwerk gebaut und der Wasserpegel erhöht wurde, kann man bequem durchfahren.

Tag 13, 18. Mai 2009
Die 588 km-Fahrt durch Serbien hat wunderbar geklappt, auch das Wetter spielt mit. Wir haben die Grenze zu Rumänien passiert, mehr als die Hälfte der Strecke liegt hinter uns.

Tag 15, 20. Mai 2009
Endlich sind wir in Bulgarien, dann kann es ja nicht mehr lange dauern.

Tag 17, 22. Mai 2009
Wir sind da! Die Hafenstadt Ruse, hier wohnen knapp 270.000 Menschen. Aber was wichtiger ist: hier verlaufen die Korridore Nr. 7 und Nr. 9, und deswegen sind wir auch hier. Mein Fahrer ist super entspannt, und eigentlich könnten wir gleich bequem weiterfahren, aber leider steht schon wieder das Wochenende vor der Tür. Naja, macht auch nichts. Ich genieße einfach noch ein paar Tage den Aufenthalt in Europa, ehe es weitergeht.

Tag 20, 25. Mai 2009
Es kann weitergehen, super. Knapp 1.270 km mit dem LKW liegen noch vor mir. Zuerst quer durch Bulgarien, und dann über Istanbul und Ankara bis nach Konya, zur Firma Yapiray.

Tag 26, 31. Mai 2009
Das war gar nicht so einfach, so viel Verkehr! Wo die wohl alle hinwollen? Aber nun haben wir es geschafft. Die Raststationen in Deutschland und Österreich haben mir besser gefallen, aber das kann man wohl nicht ändern. Dafür ist es hier herrlich sonnig! Ich freue mich schon auf mein neues Einsatzgebiet!

Bei einem Transport im Frühjahr und Sommer rechnet man nicht mit wetterbedingten Problemen. Dass es diese jedoch auch im Rest des Jahres kaum zu befürchten gibt, weiß Hammer: „Eine Berechnung der via donau (Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft mbH, Anm.), zu der die Pegelwerte der Donau sowie die Sperrmeldungen der Obersten Schifffahrtsbehörde ausgewertet wurden, hat ergeben, dass die Wasserstraße Donau in Österreich an 98,8 Prozent der Tage pro Jahr für die Schifffahrt verfügbar ist. Bedenkt man Sperren wegen Nebels, Glatteis und Schnee hat man im Vergleich dazu auf der Straße nur etwa 80 bis 85 Prozent Befahrbarkeit.“ Bei Niedrigwasserstand gäbe es zudem die Möglichkeit, Schiffe mit weniger Tiefgang einzusetzen oder die Beladetiefe zu reduzieren.

Neben der Zuverlässigkeit bei Laufzeiten sieht Hammer einen weiteren Vorteil für die Verlader: „Da Transit- und Mautgebühren eingespart werden, kommt der Transport mit dem Schiff oft günstiger, als würde er ausschließlich mit dem LKW durchgeführt – und das bei annähernd gleichen Laufzeiten.“ Dies war aber nur eines der Argumente für die Gründung der eco danube. „Um gegen Billiglohnländer zu reüssieren, müssen wir Alternativen finden – dieses Schiff ist eine! Gleichzeitig werden aufgrund der guten Wertschöpfung Arbeitsplätze geschaffen. Zwar gibt es momentan nur einen Verband mit zwei Bargen, aber wir stehen ja noch am Anfang“, sieht Hammer der Zukunft positiv entgegen. 

Quelle: Logistik express Ausgabe Nr.3|2009

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