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Hafen Linz möchte auch in Enns umschlagen

Der österreichische Donauhafen Linz definiert sich als Logistikzentrum mit umfassendem Leistungsangebot. Hafenchef Harald Kronsteiner über Interesse am Hafen Enns, Ausbauvorhaben und neue gewonnene Hafenflächen für die weitere Expansion.

Am Hafenbecken III im Linzer Hafen herrscht derzeit sichtbar rege Bautätigkeit. Im Vorjahr wurde die Verlandung in den drei Hafenbecken I, II und III abgeschlossen und so 62.000 m2 zusätzliche Landfläche gewonnen, auf der in den kommenden Jahren neue Umschlagskapazitäten entstehen. Am Hafenbecken III wird derzeit gerade der Containerterminal erweitert, um mehr Platz zu bekommen für den Containerumschlag, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugelegt hat und für den Hafen ein Hoffnungsgeschäft ist. Im Vorjahr wurden beinahe 200.000 TEU umgeschlagen, geringfügig weniger als im Jahr zuvor mit 210.000 TEU, zieht Harald Kronsteiner, Geschäftsführer des Linzer Hafens als Teil der Linz AG, Bilanz.

Das vergangene Jahr lief für die Hafengruppe nicht schlecht, unterm Strich wurde ein Betriebserfolg (EGT) von rund vier Mio. Euro erwirtschaftet und der Umsatz erreichte die Marke von knapp mehr als 34 Mio. Euro. „Für einen öffentlichen Betrieb ist das nicht schlecht“, stellt Kronsteiner überzeugt fest. Die maximale Kapazität auf dem bisherigen Containerterminal von rund 220.000 TEU wurde beinahe erreicht, weshalb der Eigentümer des Hafens auch grünes Licht gab für die Verlandung und den Ausbau des Terminals.

Im April dieses Jahres geht ein neuer Portalkran im neuen Terminalbereich in Betrieb, dann gibt es ausreichend Platz für 450.000 TEU pro Jahr. Der Linzer Hafen ist sehr eng mit Europas Nordhäfen verbunden, wöchentlich fahren 31 Züge zu den Häfen und bringen die Boxen von der Küste in das Hinterland und zurück. Den Aktionsradius nicht nur in Linz, sondern auch auf den nur einige Kilometer von Linz entfernten Donauhafen Enns auszudehnen ist etwas, was sich Kronsteiner vorstellt. Am 20. Dezember des Vorjahres „haben wir als Hafen ein Angebot für den Betrieb des Containerterminals und der Hafenbahn im Hafen Enns abgegeben“, bestätigt der Manager. Enns und Linz beim Containerhandling symbiotisch miteinander zu verbinden, hätte Sinn, zumal „wir als neutraler Betreiber agieren und dieses Prinzip auch in Enns leben würden“, betont der Manager ausdrücklich, denn „wir wollen nicht nur Kohle machen, sondern haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag“.

Im Büro von Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Michael Strugl warten derzeit von mehreren Interessenten eingereichte Angebote für Enns auf eine Evaluierung. „Wenn wir zum Zug kämen, wäre das natürlich sehr schön“, hofft der Manager, der stolz darauf ist, dass für den Ausbau des Containerterminals in Linz eine TEN-Förderung von insgesamt 3,4 Mio. Euro erreicht werden konnte, was nicht zuletzt der professionellen Projektbeschreibung und Einreichung der Förderunterlagen an die EU zu verdanken sei.  Ein Beispiel für die Wandlung vom Hafenbetrieb zum Logistik-Dienstleister ist das im Vorjahr hereingeholte Lager- und Distributionsgeschäft für bofrost, den deutschen Hersteller von tiefgekühlten Lebensmitteln.
Für diesen organisiert der Hafen die Vorholung der Tiefkühlprodukte von den bofrost-Lieferanten aus ganz Europa nach Linz, führt hier die Kommissionierung durch und managt in weiterer Folge die Verteilung der kommissionierten Einheiten zu den 14 bofrost-Depots in ganz Österreich.

Dabei agiert der Hafen als Logistik-Dienstleister und Spediteur. Mit der Donaulager Logistics hat der Hafen seinen eigenen Lager- und Transportdienstleister im Haus. Die Bereiche Umschlag und Hafenbahn liegen im Aktionsbereich des Hafenbetriebs. Alle Einheiten zusammen bilden die Linzer Hafengruppe. „Wir sehen uns als wirkliches Güterverkehrszentrum, weil wir Lagerung, Transport und Umschlag sowie damit verbundene Dienstleistungen anbieten können“, verweist Kronsteiner.

Quelle: Logistik express Fachmagazin 1/2014

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