Mit Leib und Seele bei dm
Im Jahr 1976 eröffnete die erste dm Drogeriemarkt-Filiale in Österreich, da war der heutige Vorsitzende der Geschäftsführung, Mag. Martin Engelmann, gerade einmal zarte 15 Jahre alt und hätte wohl kaum geahnt, welche Erfolgsgeschichte er später mit diesem Unternehmen hinlegen würde. Als junger Mensch stehen einem viele Wege offen. Warum haben Sie sich ausgerechnet für dm entschieden? Im zweiten Abschnitt meines Studiums an der Wirtschaftsuniversität habe ich den Schwerpunkt Handel als interessantes Feld für mich entdeckt. Nach Beendigung dieses Studiums im Jahr 1985 erfüllte ich zuerst meine Wehrpflicht und machte mich dann auf die Suche nach einer interessanten Aufgabe. Zufällig habe ich im Frühjahr 1986 ein Inserat „dm sucht Bezirksleiter“ gelesen, das mich angesprochen hat. Kurz darauf lernte ich die beiden damaligen Geschäftsführer Günter Bauer und Götz Werner kennen, und es bestand auf Anhieb eine gewisse Sympathie. Dann ging alles ganz schnell, und bereits im März 1986 habe ich als Bezirksleiter begonnen. Wie ging es dann weiter? Aber 23 Jahre im selben Unternehmen sind eine wirklich lange Zeit, sehnt man sich da nicht nach Abwechslung? Immer dann, wenn so im Rhythmus von zwei bis drei Jahren bei mir die Frage auftauchte, ob ich noch Spaß habe und ich in der aktuellen Position glücklich bin, hatte ich das große Glück, dass eine neue Herausforderung bei dm auf mich zukam und mir neue Aufgaben gestellt wurden. Vielleicht liegt es an meinem Sternbild Zwilling, dass ich stets neue Ziele und Herausforderungen suche. Im Jahr 1993 schließlich gewann der Logistikbereich so stark an Bedeutung, dass ich in die Geschäftsführung aufrückte, zwei Jahre später bekam ich im Zuge der Expansion zusätzlich die Regionalverantwortung übertragen. So hatte ich stets die Gelegenheit, mich innerhalb Was macht in Ihren Augen einen erfolgreichen Unternehmer aus? Hier möchte ich den Firmengründer Götz Werner zitieren, der einmal sagte: „Der Handel ist die Treue zu einer großen Idee und die Liebe zum Detail.“ Ein erfolgreicher Unternehmer ist jemand, der gut mit Spannungsfeldern umgehen kann, etwa mit jenen zwischen Feigheit und Leichtsinn oder Geiz und Verschwendung – man muss die richtige Balance finden, zu gegebener Zeit Neuem begegnen und die Fähigkeit haben, Altes absterben zu lassen. Besonders schwierig ist es oft, den Grat zwischen Anonymität und Vermischtheit zu finden, vor allem, wenn Unternehmen wachsen. Da ist es wichtig, sich trotzdem noch für jeden einzelnen Mitarbeiter zu interessieren, auch wenn man ihn vielleicht nicht mehr namentlich kennt. Bei dm gibt es eine flache Hierarchie, die Wege sind sehr kurz. Wir haben beispielsweise einen Workshop direkt in einer Filiale ausgearbeitet. Ein Geschäfts-führer darf keine Berührungsängste haben, jedes Mitglied der Belegschaft ist wertvoll und hat seinen Teil zum Ganzen beizutragen. Man muss die Fähigkeit haben, die einzelnen Menschen mit der Organisation als Ganzes zu verbinden. So sollte es selbstverständlich sein, etwa mit den speziellen Bedürfnissen der Frauen im Unternehmen positiv umzugehen, wie Unterbrechungen und Wiederkehr durch Schwangerschaft oder die Verbindung von Beruf und Familie. Wir sehen Schwangerschaften positiv, denn die Gesellschaft lebt von jungen Müttern. Wir alle müssen versuchen, uns in einer Wirtschafts- und Arbeitsgemeinschaft so durch die Welt zu bewegen, dass Licht und Wärme entstehen können. Haben Sie ein Erfolgsgeheimnis? Ich habe das Glück, dass das Vertrauen der Gesellschaft in mich so groß ist, dass sie gar nicht versuchen auszuprobieren, ob ein anderer besser wäre (lacht, Anm.). Trotz allem habe ich es geschafft, am Boden zu bleiben. Nur wer sich für die Sache, in der er steckt, voll und ganz einsetzt, sich voll konzentriert und nicht in Gedanken schon beim nächsten Schritt ist, ist in der Lage, das beste Ergebnis zu erzielen. Für mich ist es selbstverständlich, mich mit der jeweils aktuellen Aufgabe völlig zu verbinden. Neben der Hingabe an den Beruf ist es unbedingt erforderlich, die eigene Work-Life-Balance im Auge zu behalten und auf seinen Energiehaushalt zu achten, denn wer kraftlos und leer ist, kann auch nichts leisten. Aber wenn man sich voll für eine Sache einsetzt, kann man darauf vertrauen, dass man auch etwas zurückbekommt. Was tun Sie zum Ausgleich neben all der Arbeit? In meiner Funktion habe ich genug Abwechslung, da ist ein Ausgleich gar nicht nötig. In meiner Freizeit bin ich ein begeisterter Golfspieler, jedoch ganz bewusst vom Geschäftlichen getrennt. Ich nutze das Golfspiel zum mentalen Ausgleich, und um Demut zu lernen: Denn immer, wenn man glaubt, man kann es, merkt man schon beim nächsten Schlag, dass man es nicht kann. Das Golfspielen ist eine Metapher für das ganze Leben: Die Voraussetzung, um den nächsten guten Schritt zu machen ist stets, den bereits gesetzten so zu akzeptieren, wie er ist, denn man kann ihn nicht ändern. Das gilt fürs Golfspiel genauso wie für unternehmerische Initiativen oder private Beziehungen. Ein schöner Spruch lautet: „Misserfolg ist nicht, wenn man hinfällt, sondern Erfolg ist, wenn man aufsteht“, und daran sollte sich jeder halten. Abseits des Golfplatzes genieße ich die Zeit mit meiner Familie, in unserem Haus und Wie erleben Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation? Erst vor kurzem hatten wir ein Meeting darüber, ob und in welchem Ausmaß sich die Situation auf unser Unternehmen auswirkt. Glücklicherweise ist dm Teil einer Branche, die unter dem wirtschaftlichen Einbruch kaum leidet. Die gesamt-konjunkturelle Situation müsste noch wesentlich schlechter werden, um das Konsumverhalten der Bevölkerung hinsichtlich Nahrungsmitteln und Drogeriewaren spürbar zu beeinträchtigen. Daher rate ich auf diesem Gebiet allen Unternehmen, ruhig Blut zu bewahren und keine überstürzten Aktivitäten zu setzen, denn diese würden eine Teufelsspirale in Gang setzen. Viele Branchen sind von den wirtschaftlichen Problemen noch lange nicht oder nur kaum tangiert, deren Vertreter sollten jetzt keinesfalls hysterisch werden, sondern Besonnenheit bei der Einschätzung der eigenen Lage walten lassen. Das Unternehmen Das 25.000 m2 große Verteilzentrum in Enns versorgt nicht nur die 354 öster-reichischen Filialen, sondern auch die acht weiteren Verteilzentren in Mittel- und Osteuropa. 4.901 Mitarbeiter in Österreich leben und arbeiten nach dem Motto „Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein.“ Das Gespräch führte Angelika Thaler |