Nachhaltigkeit – nicht nur ein Wort

Die Geschichte des Traditionsunternehmens Gebrüder Weiss lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen, ein exzellentes Beispiel für gelebte ökonomische Nachhaltigkeit. Doch auch die Umwelt und die Gesellschaft spielen in dem Familienbetrieb eine wichtige Rolle.

In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus der Medien und damit auch auf die Agenda vieler Unternehmen gerückt, sogar in Zeiten der Wirtschaftskrise wurde hie und da über Verantwortung dem Umfeld gegenüber diskutiert. Bei der Gebrüder Weiss GmbH (GW) konnte man über den plötzlichen Rummel wohl eher milde lächeln, denn hier werden sämtliche Aspekte der Nachhaltigkeit bereits seit vielen Jahrzehnten intensiv gelebt. „Als Familienunternehmen hat man einfach das starke Gefühl, der zukünftigen Generation verpflichtet zu sein“, bringt es Prok. Dr. Peter Waldenberger, Prozessmanager Qualität und Sustainability bei GW, auf den Punkt. Deshalb habe man die Nachhaltigkeit als einen der vier Kernwerte des Unternehmens definiert: „Als großes Unternehmen trägt man Verantwortung für sein Umfeld.“

Viele Ansätze
Die Möglichkeiten für einen Spediteur, Transporte umweltfreundlicher zu gestalten, sind mannigfaltig – wenn man nicht immer nur den einfachsten Weg wählt, sondern auch selbst die Initiative ergreift. Ein Beispiel hierfür ist die Einführung des Ganzzuges: „Wir versuchen, so viele Transporte wie möglich von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Mit unseren Ganzzügen auf den Strecken Wien – Innsbruck – Bludenz und Wien – Salzburg ist uns das schon ganz gut gelungen“, führt Waldenberger aus. Zwischen Wien und Bludenz sind je Fahrtrichtung 66 Wechselbrücken im Einsatz, zwischen Wien und Salzburg immerhin 20. „Wir haben hier einige gute Projekte mit Kunden wie beispielsweise REWE am Laufen, wodurch wir viel CO2 einsparen“, freut sich der Salzburger.

Von Basel aus führt GW etwa 2.000 Ladungen ins Ruhrgebiet sowie nach Norwegen und Schweden im Kombiverkehr durch, eine weitere Entlastung für die Umwelt. „Leider lassen sich Stückgutverkehre aufgrund der Laufzeit und der Infrastruktur noch nicht auf die Schiene verlagern“, bedauert Waldenberger. „Unser GW-interner Fuhrpark, das sind 255 Fahrzeuge in Europa, besteht im Fernverkehr aus EURO 5 oder EEV (Enhanced Environmentally Friendly Vehikels, Anm.) Fahrzeugen, um die Schadstoffbelastung zu minimieren. Wir versuchen auch, unseren Frächtern bei der Umstellung zu helfen. Zudem prüfen wir, ob durch den erweiterten Einsatz von Telematiklösungen eine Optimierung möglich ist“, erklärt er. Ein weiterer großer Brocken seien die Anlagen, hier habe GW eine Evaluierung bezüglich möglicher Einsparungen beim Energieverbrauch und Abfallmengen durchgeführt. „Wir führen eine interne Bewusstseinskampagne bei unseren Mitarbeitern durch. An jedem einzelnen Arbeitsplatz kann Energie eingespart werden“, ist Waldenberger überzeugt. Selbst auf den ersten Blick unwichtig erscheinende Dinge, wie der Ersatz von Druckern und Scannern durch Kombigeräte, bringe auf lange Sicht Vorteile. „Das Wichtigste ist, ein Umdenken in den Köpfen zu erreichen, dass jede Einsparung zählt. Wir verwenden auch Zeitschaltuhren, ab einer gewissen Uhrzeit wird in manchen Anlagen der Strom abgedreht.“ Derzeit ist das Unternehmen auf der Suche nach einem geeigneten CO2-Rechner, um einen Carbon-Footprint der Anlagen zu erstellen und diesen auch den Kunden für die Berechnung ihrer Transportleistung zur Verfügung zu stellen. Qualifizierungsmaßnahmen wie Öko-Driving-Kurse für alle Fahrer gehören schon zur Routine.

Entscheidungsfaktor Preis
„Der Kunde wird nicht mehr zahlen, nur weil der Transport „grüner“ ist, der Hauptfaktor im Wettbewerb ist nach wie vor der Preis, auch wenn wir teilweise eine massive Forderung nach Nachhaltigkeitsmaßnahmen beobachten“, führt Waldenberger aus. Daher müssen sich die Maßnahmen durch die damit verbundenen Einsparungen amortisieren. „Wichtig ist es, den gesamten Lebenszyklus zu betrachten, etwa beim Vergleich zwischen Diesel und Biodiesel“, mahnt er. Gefordert ist in seinen Augen die Politik, etwas zu unternehmen: „Erst wenn es strenge staatliche Regulierungen gibt, wird es große Schübe in Richtung Nachhaltigkeit geben“, befürchtet er. Neben allen Bemühungen für den Umweltschutz unterstützt GW auch viele Sozialprojekte, beispielsweise Teeküchen oder Behindertensportverbände. „Das ist kein esoterisches Thema, jeder ist gefordert“, betont Waldenberger, „dafür steht unser GW-Rahmenprojekt „Sustainable Logistics“, und das ziehen wir durch.“ (AT)

Quelle: Logistik express Ausgabe 1/2010

Ähnliche Beiträge