Transportwesen


Kostensenkung durch ein Transportmanagementsystem

Ing. Christian Skaret, Geschäftsführer der Quantum Logistics & Services GmbH, der Econsult Betriebsberatungsges.m.b.H. und BVL Österreich, zum Thema Kostensenkung durch ein Transportmanagementsystem.

Welchen Stellenwert hat das Transportwesen in der Logistik?

 
Ing. Christian Skaret zum Thema Kostensenkung durch ein Transport-managementsystem.

Die Distributionslogistik steht auf zwei wesentlichen Beinen, der Lagerlogistik und der Transportlogistik. Da beide dieser Einflussgrößen in etwa gleichen Stellenwert aufweisen, ist der Stellenwert des Transportwesens klar erkennbar.

Gerade in der jüngsten Vergangenheit zeichnet sich eine deutliche Verteuerung des Transportwesens ab, das einerseits auf Verteuerung wichtiger Einflussgrößen wie Treibstoff, Maut und Personalkosten und andererseits auf steigende Leerkilo-meteranteile, ständig rückläufige Durchschnittsgeschwindigkeiten durch Infrastrukturüberlastung und drastische Verschärfung der behördlichen Kontrollen, z. B. Einführung digitaler Tachograph, zurückzuführen ist.

Was kann gegen die steigenden Kosten im Transportwesen von Unternehmerseite her getan werden?
Hier zeichnen sich mehrere Stoßrichtungen ab. Durch Fahrerschulungen und geeignete Monitor-Systeme im LKW kann der Treibstoffverbrauch nachhaltig um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Bestens geschulte Trainer lehren dem Fahrer Treibstoff minimierendes Fahren und weisen die Einsparungen nach dem Training nach. Weiters zeichnet sich eine zweite Einsparungsmöglichkeit durch den Einbau entsprechender „Black Boxes“ in die Treibstoffzufuhr zum Motor ab. Mittels Magnetismus wird der Treibstoff entsprechend aufbereitet, damit die Energieausbeute im Verbrennungsprozess optimiert und die Abgaswerte reduziert werden. Diese Systeme befinden sich derzeit in den Abschlusstests, einige damit bereits ausgestattete LKWs weisen Treibstoffeinsparungen von 10 bis 18 Prozent auf. Somit kann der Treibstoffverbrauch durch alleine diese beiden Maßnahmen um 10% bis 20% reduziert werden.

 
Welche Möglichkeiten der Einsparung gibt es noch?
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die optimierte Planung und Steuerung des Fahrzeugeinsatzes. Ein Fahrzeug sollte pro Tag möglichst viele Einsatzstunden aufweisen (Zeitauslastung) und möglichst viel Ladung transportieren (Volums- oder Gewichtsauslastung). Dies bedeutet, dass die theoretisch maximale Zeit- und Volumsauslastung für einen LKW bei einem 24-Stundeneinsatz je Tag liegt, bei dem nur paarige Verkehre mit voller LKW-Auslastung gefahren werden. Alle Abstriche zur Realität reduzieren diesen Wirkungsgrad. Nützt zum Beispiel ein Werkfuhrparksbetreiber seine Fahrzeuge 8 Stunden je Arbeitstag mit einer durchschnittlichen Volumsauslastung von 80 Prozent ohne Rückladungsmöglichkeit, reduziert sich dieser Fahrzeug-Wirkungsgrad von 100 auf nur 13,2 Prozent (33 Prozent Zeitauslastung x 40 Prozent Volumsauslastung). Die Kostenbilder werden sich entsprechend schlecht darstellen.

Was ist die Grundvoraussetzung für die optimale Planung?
Die Grundvoraussetzung ist die genaue Kenntnis über Kosten und Leistungen des Transportwesens. Jede Tour, jede Kundenzustellung und jede Transporteinheit ist verursachergerecht mit den Kosten zu bewerten, Kostenzuscheidungen über das leider noch all zu oft vorzufindende Umlageverfahren sind höchst gefährlich und haben schon vielen Transport-Dienstleistern die Existenz gekostet. Nur durch entsprechende Betriebsdatenerfassung am Fahrzeug hinsichtlich Fahrzeiten, Kundenstehzeiten, u.a.m. und entsprechende Auswertungen mittels Transportcontrolling schützen die Entscheidungsträger vor Fehlentwicklungen und Fehlkalkulationen. Derartige Systeme sind heutzutage durchaus erschwinglich und amortisieren sich im Regelfall in nur wenigen Monaten.

Wie funktioniert ein modernes Transportmanagementsystem (TMS)?
Ein modernes Transportmanagementsystem besteht im Regelfall aus vier Komponenten: der Fahrzeugeinsatzplanung, der Fahrzeugeinsatzsteuerung, der Fahrzeug-Betriebsdatenerfassung und dem Transportcontrolling. Die ersten beiden Säulen des TMS sind verantwortlich für ein optimiertes Transportwesen und dienen in erster Linie der Erhöhung des Fahrzeug-Wirkungsgrades. Jeder Prozentpunkt Wirkungsgraderhöhung erhöht proportional die Fahrzeug-Effizienz. Die beiden zweiten Säulen sind für Fahrzeugortung, Betriebsdatenerfassung und die Auswertung konkreter Kosten- und Leistungszahlen verantwortlich. Neben der Kostentransparenz sind auch Abweichungen von der Plantour automatisch identifizierbar. Derartige Systeme können jederzeit feststellen, wo es Abweichungen von Plantouren gab (wird auf der elektronischen Landkarte am Bildschirm des Fuhrparkeinsatzleiters aufgezeigt) oder wo z. B. die LKW-Ladebordwand geöffnet wurde, obwohl sich das Fahrzeug bei keiner Kundenposition befand.

Die entsprechenden IT-Tools zur Unterstützung dieser Planungs-, Steuerungs- und Controlling-prozesse werden bereits durch Standard-Tools am Markt angeboten. Auch hier kann von einer Amortisationszeit von rund einem Jahr oder weniger gerechnet werden.

Wer kontrolliert dieses elektronische System?
Die Anwendung und Kontrolle dieser elektronischen Systeme obliegt im Regelfall der Fuhrpark-Einsatzleitung. Sowohl die Tourenplanung (sowohl strategische Rahmentourenplanung als auch operative Tagestourenplanung bzw. Fahrzeugdisposition) als auch die Auswertung der Betriebsdaten mittels entsprechenden Transportcontrolling-Tools sollten im Verantwortungsbereich der Fuhrparkleitung liegen. Der Umgang mit diesen neuzeitlichen elektronischen Systemen stellen nach entsprechender Einschulung keinerlei Probleme für die betroffenen Mitarbeiter dar.

Wie kann so ein System Diebstähle von Ladegut verhindern?
Der Diebstahl von Ladegut oder der illegale Verkauf von Leerpaletten erfolgt im Regelfall weder bei den Auf- noch Abladestellen, sondern irgendwo auf der Strecke bzw. bei (meist bekannten) Palettenaufkäufern. Ladungsdiebstahl ist somit erkennbar, wenn das Fahrzeug die vorgegebene Route verlässt (Ladegut-Diebstahl erfolgt meist auf abgelegenen Plätzen oder Hinterhöfen) bzw. die Ladebordwand an Lokationen geöffnet wird, an der sich weder eine Auf- noch Abladestelle befindet. Diese Informationen aus dem Ortungssystem und der LKW-Betriebsdatenerfassung sind zwar noch nicht der Diebstahl-Beweis, jedoch ein wichtiges Indiz für die Ursachenforschung.

Dem Leerpalettenverkauf kann man durch Definition eines Kreises rund um die bekannte Aufkaufstelle entgegenstreben. Falls eines der Fahrzeuge diesen definierten Kreis durchbrechen sollte, wird sofort entsprechender Alarm in der Fahrzeugeinsatzleitung ausgelöst.


Wie sehen Sie die Zukunft im Transportwesen?
Leider befinden wir uns derzeit gerade in einem brutalen Selektionsprozess in der Transportdienstleistungs-Branche. Jene Unternehmen, die zu wenig über ihre Zahlen und Fakten wissen und Fahrzeugplanung und –steuerung eher dem Zufall überlassen sind in ihrer Existenz schwer bedroht bzw. bereits von der Bildfläche verschwunden. Jene Unternehmen, die sich für eine professionelle Organisation ihres Unternehmens entschieden haben bzw. entscheiden werden, haben beste Chancen, das Transportwesen profitabel zu gestalten. Ähnliches gilt natürlich auch für Werkfuhrparksbetreiber. Diese haben genau so die Verpflichtung das Transportwesen kostenminimal zu gestalten, um dem Unternehmen bessere Chancen im immer schärfer werdenden Wettbewerb zu ermöglichen.

Die Reorganisation der Transportprozesse und das gezielte Einsetzen der richtigen IT-Tools zur Unterstützung der Hauptprozesse bzw. die Planung und Durchführung von entsprechenden Schulungsmaßnahmen ist das Gebot der Zeit.


Das Interview führte Martin Kappel vom österreichischen Informationsportal Logistik Insider.

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