Wohin steuert die Lebensmittellogistik im Jahr 2025?
Manche Trends in der Lebensmittellogistik sind wie Avocados: Plötzlich wollen sie alle haben, kaum reif – und schon wieder weg. Die Branchengrößen Getir und Gorillas schienen mit ihren Belieferungskonzepten eine Branche auf den Kopf zu stellen. Doch wie so viele große Namen mussten auch sie sich vom deutschen und europäischen Markt zurückziehen.
Fest steht, dass die letzte Meile einer der größten Kostentreiber im Online-Lebensmittelhandel ist. Aber eben auch der vielleicht wichtigste Begegnungspunkt mit den Verbraucher*innen. Von noch schnelleren Lieferungen bis hin zu exklusiven Angeboten – die Erwartungshaltung der Verbraucher wird immer höher. Was ist das nächste große Ding in der Lebensmittellogistik, wer gewinnt das Rennen um das beste Lieferangebot? Und wie schaffen es die Lebensmittellogistiker, dies wirtschaftlich zu betreiben? Sicher ist: Die Lebensmittellogistik muss sich neu aufstellen und aus dem Scheitern der großen Akteure die richtigen Schlüsse ziehen. Wohin sich die Branche im Jahr 2025 entwickeln könnte, zeigt ein Blick auf die wichtigsten Trends.
Die letzte Meile mit Künstlicher Intelligenz meistern
Oft geht es bei der Optimierung der letzten Meile nur um Sekunden und Cents pro Paket. Bei immer größeren Paketmengen summieren sich diese Beträge jedoch schnell zu großen Summen, die viele Unternehmen unterschätzen. Künstliche Intelligenz verändert hier zunehmend die Spielregeln und ermöglicht es Logistikunternehmen, effizienter denn je zu liefern – und das ist erst der Anfang. Mit prädiktiven Analysen kann künstliche Intelligenz bereits Wochen im Voraus vorhersagen, welche und wie viele Pakete in einem bestimmten Gebiet zugestellt werden. So können Logistikdienstleister ihre Ressourcen wie Fahrzeuge und Fahrpersonal optimal planen und die beste Lieferroute erstellen. Dies trägt nicht nur zu einer effizienteren und kostengünstigeren Zustellung bei, sondern verbessert auch unmittelbar das Kundenerlebnis durch zuverlässige und planbare Lieferungen.
Lebensmittel grün geliefert
Nachhaltige Lieferungen liegen auch im kommenden Jahr im Trend. Für Verbraucher werden nachhaltige Lieferoptionen nämlich zu einem immer stärkeren Kaufkriterium bei der Bestellung.
Dennoch haben einige Logistiker ihre Flotten nur langsam umgestellt. Politische Regulierungen
wie die Einführung emissionsfreier Zonen oder die Förderung der Elektromobilität oder die Erwartungen der Verbraucher beschleunigen diesen Trend weiter. Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen erstrecken sich zudem über die Fahrzeugflotten hinaus:Inzwischen bieten Logistikdienstleister auch Optionen wie die verzögerte Lieferung an, bei der gewartet wird, bis genügend Bestellungen in einem Gebiet eingegangen sind, um sie in einer einzigen Tour auszuliefern und so Emissionen zu sparen.
Die Rolle der Logistik für Kommunen
Die Zahl der Pakete steigt jährlich, Lieferfahrzeuge gehören mittlerweile zum Stadtbild. Dabei versuchen Kommunen bereits mit der Einführung von Umweltzonen und Fördertöpfen für Elektromobilität, umweltschädliche Fahrzeuge aus dem Betrieb zu nehmen. Damit die Logistik umweltverträglich und im Einklang mit den Anwohner in den Städten existieren kann, braucht es eine enge Zusammenarbeit der Logistikunternehmen mit den Kommunen.
Die letzte Meile ist ein öffentliches Interesse. So können Kommunen und Logistiker gemeinsam Ideen entwickeln, wie sie zusammenarbeiten und die Menschen versorgen können. Beispielsweise könnten gemeinsam sinnvolle Lieferflächen für Logistiker an Schnittstellen definiert werden, um das Parken in zweiter Reihe zu vermeiden.
Schon im Besitz eines Abonnements für Lebensmittellieferungen?
Dieses Prinzip ist von allen großen Streaming-Plattformen bekannt. Die Kunden schließen
ein monatliches oder jährliches Abonnement ab und profitieren von zusätzlichen Services wie unbegrenzter kostenloser Lieferung, schnellerer Lieferung und weiteren exklusiven Features. Immer mehr Unternehmen (wie z.B. Allegro Smart!, Alza+, Wolt, Foodora oder Bolt und viele mehr) bieten ihrer Kundschaft genau das an und wollen damit die Markenbindung stärken, um sich so konstante Einnahmen zu sichern, während die Verbraucher ein immer besseres Liefererlebnis erhalten. Es scheint, dass die Anbieter einen höheren Fokus auf langfristige Kundenbindung legen wollen und maßgeschneiderte Angebote für die eigenen Zielgruppen entwickelt werden, die das sicherstellen sollen.
Das Marktplatz Phänomen
Die wachsende Beliebtheit von Online-Marktplätzen im Lebensmittelbereich ist bemerkenswert. Klar, denn die Händler erhalten schnell Zugang zu einem großen Kundenkreis und die Kunden haben Zugriff auf eine große Produktpalette. Aber Vorsicht: Händler laufen Gefahr, den direkten Kundenkontakt zu verlieren und als Marke nicht mehr wahrgenommen zu werden. Für ein langfristiges und gesundes Wachstum bleibt ein eigenes, auf die Bedürfnisse der eigenen Kunden zugeschnittenes Logistikangebot die erfolgversprechendere Option.
Schneller, weiter und mehr!
Vor allem aber zeichnet sich der Trend ab, dass der gesamte Lieferprozess immer schneller wird. Die Logistikdienstleister wollen darauf reagieren und werden Zeitfensterlieferungen weiter ausbauen, um kurze Lieferzeiten verlässlich zusagen zu können. Ebenso denken die Unternehmen über eine Verschiebung der Cut-Off-Zeiten nach, um auch für Lieferungen, die erst am Abend erfolgen, eine Next-Day-Lieferung anbieten zu können. Es gibt Zeiten, bis zu denen der Onlineshop diese Möglichkeit bietet. Diese zu verändern kann den Kund*innen mehr Flexibilität geben und ihren steigenden Anforderungen an die Lieferung gerecht werden.
Wie schaut die letzte Meile 2025 wirklich aus?
Die Trends zeigen, dass sich die letzte Meile im Jahr 2025 weiterentwickeln und wachsen wird. Herausforderungen wie Effizienz, Nachhaltigkeit, steigende Kundenerwartungen und neue
Geschäftsmodelle prägen die letzte Meile im Jahr 2025. Umso wichtiger ist es, dass diese Herausforderungen verstärkt gemeinsam mit der Politik gelöst werden und durch Technologie nicht nur Geld, sondern auch Emissionen eingespart werden können. Die Anbieter stehen vor der großen Aufgabe, den Spagat zwischen Kostendruck und höheren Kundenerwartungen zu meistern. Inwieweit schneller, weiter und mehr langfristig tragfähig ist, wird sich zeigen. Wichtiger erscheint den Unternehmen aber der direkte Kontakt zwischen Händlern und Kunden, um langfristig erfolgreich zu sein. Gerade nach den großen Umbrüchen 2024 bei den Big Playern der Lebensmittellieferbranche wird es umso spannender, wer 2025 die Nase vorn hat. (RED)
Quelle: LOGISTIK express Journal Handel & DIstanzhandel (H&D) LE-5-2024