Die Hamburger Spediteure sind wieder zuversichtlich. Im ersten Quartal 2010 ist eine Trendwende zu erkennen: das internationale Luftfracht- und Seefrachtgeschäft ist nach der Talfahrt 2009 zurück auf Wachstumskurs. Der europäische Landverkehrsmarkt ist durch leichte Mengenzuwächse bei einem anhaltenden Preisdruck und einen harten Verdrängungswettbewerb geprägt.
Hamburg, den 27. April 2010. Der Wirtschaftseinbruch hat auch bei den Hamburger Spediteuren deutliche Spuren hinterlassen. „Trotzdem sind die Mitgliedsfirmen des Verein Hamburger Spediteure (VHSp) vergleichsweise glimpflich davon gekommen“, so Kurt-Jürgen Schimmelpfeng, Geschäftsführer des VHSp. Es gebe 2009/2010 bisher nur zwei Insolvenzen bei den rund 340 VHSp-Mitgliedern. „Damit stehen die Hamburger Spediteure im bundesweiten Vergleich sehr gut da“, berichtet Schimmelpfeng auf der Mitgliederversammlung des Vereins. Allein im Januar dieses Jahres sind in der Bundesrepublik 52 Speditionsunternehmen in die Insolvenz gegangen sowie 93 weitere Logistikunternehmen, die sich mit der Güterbeförderung und Umzugstransporten beschäftigten. Auch die Mitarbeiterzahl sei in Hamburg mit knapp 13.000 Beschäftigten stabil geblieben. Die Speditionen mit eigenem Fuhrpark und eigenen Lagern wurden durch die schwierige Wirtschaftslage besonders hart getroffen, da sie ihre Kapazitäten häufig nicht auslasten konnten. „Doch die meisten in Hamburg ansässigen Firmen – zum Großteil Seehafen- und Kraftwagenspediteure – besitzen wenig bis kein eigenes Equipment und sind daher von den Auswirkungen nicht so stark betroffen“, so Schimmelpfeng.
Seefracht: Trendwende in Sicht
Nach einem extrem harten Schifffahrtsjahr 2009 gibt es weltweit wieder erste Anzeichen für eine langsame Erholung der Schifffahrtsmärkte, von denen auch Hamburgs Spediteure profitieren. Die wirtschaftliche Situation war im vergangenen Jahr – insbesondere bei den Seehafen-Exportspeditionen – durch Umsatzrückgänge geprägt. Besonders der massive Abgang von Exportladung, vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum in Richtung der Westhäfen, wie beispielsweise Rotterdam, hat einigen Spediteuren große Sorgen bereitet. Viele Firmen mussten Umsatzeinbußen von bis zu 40 Prozent hinnehmen. Im ersten Quartal 2010 ist im globalen Seefrachtgeschäft jedoch ein Trend erkennbar: Aufgrund der günstigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen belebte sich die Nachfrage erheblich und führte zu einem Marktwachstum von rund zwölf Prozent. „Zurzeit ist ein kleines Strohfeuer am Horizont zu erkennen, aber keiner vermag derzeit genau zu beurteilen, ob in diesem Jahr schon die Wende kommt“, sagt Gert Tews, Geschäftsführender Gesellschafter und Inhaber der CONTIBRIDGE Schiffahrt- und Spedition GmbH und VHSp-Vorsitzer im Fachausschuss Exportspedition.
Luftfracht auf Wachstumskurs
Noch deutlicher als in der Seefracht verbesserte sich die Lage im internationalen Luftfrachtgeschäft. Während im ersten Quartal des Krisenjahres 2009 noch zweistellige Volumenrückgänge verzeichnet werden mussten, legte der Markt in den ersten vier Monaten 2010 wieder ordentlich zu. „Durch die bewusste Verknappung des Angebotes kam es zu einer deutlichen Erhöhung der Luftfrachtraten. Die Raten stiegen zum Teil auch überproportional“, so Willem van der Schalk, Geschäftsführer bei a. hartrodt (GmbH & Co.) KG und VHSp-Vorsitzer im Fachausschuss Luftfrachtspedition. Allerdings behinderte der Vulkanausbruch auf der Insel Island den Luftverkehr in Europa und damit auch das Luftfrachtgeschäft massiv. Logistikkonzerne berichten von einem gestörten Transport zwischen Asien, Lateinamerika, USA und Europa. Einige Unternehmen mussten wegen des „Rückstaus“ zusätzliche Lagerfläche in Asien mieten oder die Waren über andere Routen transportieren, beispielsweise über Südeuropa. „Um Zahlen zu den Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis und das Luftfrachtvolumen zu nennen, ist es noch zu früh“, so Reiner Heiken, Mitglied der Geschäftsleitung Rail & Road bei Kühne + Nagel (AG & Co.) KG und VHSp-Vorsitzer im Fachausschuss Importspedition.
Landverkehre stehen vor Engpässen
Leichte Mengenzuwächse bei anhaltendem Preisdruck und hartem Verdrängungswettbewerb kennzeichnen den europäischen Landverkehrsmarkt im ersten Quartal 2010. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 80.000 Lkw stillgelegt. „Die Laderaumverknappung wird bei anziehender Konjunktur in einigen Bereichen zu Engpässen und entsprechend zur Preisbeeinflussung führen“, meint Friedrich Wendt, Geschäftsführer der Friedrich Wendt Spedition GmbH & Co. KG und VHSp-Vorsitzer im Fachausschuss Landverkehr. Die Vernetzung mit anderen Verkehrsträgern werde auch für die Zukunft erforderlich sein.
Logistikimmobilien als Standortfaktor
In den ersten neun Monaten 2009 wurden in Hamburg rund 130.000 Quadratmeter neue Lager- und Logistikflächen fertig gestellt. Das ist ein Anstieg um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Davon wurde ein Drittel spekulativ errichtet, der Rest ist bereits vorvermietet oder wurde zur Eigennutzung erstellt. „Die Hamburger Logistikdienstleister sind gefordert, sich dem immer schärfer werdenden Wettbewerb zu stellen. Wir müssen uns hier mit unseren Logistikimmobilien positionieren und das unter der Gegebenheit der beschränkten Flächenkapazitäten und den immer höher werdenden Anforderungen unserer Kundschaft an die Logistikimmobilie“, fordert Wolfgang Przybisch, Geschäftsführender Gesellschafter der Rapid Internationale Spedition GmbH & Co. KG und VHSp-Vorsitzer im Fachausschuss Lagerei und Distributionslogistik. Auch auf lange Sicht werde der Logistikstandort Hamburg einer der großen „Hot Spots“ in Europa bleiben. Hamburg ist und bleibt das Gateway für Osteuropa mit Warenströmen über den Seeverkehr aus und nach Asien. „Die Schaffung von weiteren hafennahen Logistikgrundstücken wird sicherlich künftig die größte Herausforderung für die Stadt Hamburg und die Umgebung sein“, meint Przybisch.
Quelle: Verein Hamburger Spediteure