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ÖPG Pfandsystemgesellschaft und ARGE Abfallwirtschaftsverbände warnen: Ohne Pfandsystem drohen Österreich saftige EU-Strafzahlungen

Angesichts der aktuellen Verhandlungen rund um die Einführung eines Einweg-Pfandsystems fordern die ÖPG Pfandsystemgesellschaft und die ARGE Abfallwirtschaftsverbände eine sachliche Diskussion.

„Wenn Österreich seine Hausaufgaben im Bereich Sammlung und Recycling von Kunststoffverpackungen erfüllen möchte, führt kein Weg an einem modernen Einweg-Pfandsystem vorbei. Die europäische Erfahrung und unabhängige Studien bestätigen: Pfand entlastet die Kapazitäten der heimischen Recyclingwirtschaft und gefährdet keinesfalls kleine Geschäfte. Die von der Wirtschaft veröffentlichten PET-Sammelquoten von mehr als 95 Prozent in Tirol, Vorarlberg und Burgenland sind nicht nachvollziehbar“, sagen Christian Abl, Geschäftsführer der ÖPG Pfandsystemgesellschaft, und Anton Kasser, Präsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.

Österreich weist im Bereich Sammlung und Recycling von Kunststoffverpackungen immer noch einen erheblichen Nachholbedarf auf. Bis 2025 müssen sich die EU-Recyclingquoten von derzeit 26 Prozent auf 50 Prozent verdoppeln. Gleichzeitig muss Österreich bis 2029 die Sammelquoten bei Kunststoffverpackungen von derzeit rund 70 auf mindestens 90 Prozent erhöhen. „Ein Pfandsystem auf PET-Getränkegebinde bleibt das effizienteste Mittel, um rechtzeitig Sammelquoten von sogar 95 Prozent zu erzielen und damit saftige EU-Strafzahlungen wegen nicht erreichter Zielvorgaben zu umgehen. Beinahe 100 Prozent recycelbare Getränkeverpackungen könnten auch die EU-Plastiksteuer auf nicht recycelten Plastik-Verpackungsmüll mindern, die Österreich ab 2021 mit rund 160 Millionen pro Jahr belasten wird. Alles in allem wäre ein modernes Einweg-Pfandsystem deutlich günstiger“, rechnet Christian Abl, Geschäftsführer der ÖPG Pfandsystemgesellschaft, vor.

Das bestätigt auch die im Auftrag des Umweltministeriums erstellte Studie über Getränkegebinde, Pfandsysteme und Mehrweg. Demnach ermöglicht ein Pfandsystem nicht nur hohe Sammelquoten, sondern entlastet auch die bereits überforderte heimische Recyclingwirtschaft hinsichtlich Kunststoffverpackungen. „Die 15 österreichischen Sortieranlagen stoßen bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen, außerdem ist nur ein Drittel davon mit modernen Sensoren ausgestattet. 2019 haben die Österreicherinnen und Österreicher rund 161.000 Tonnen Leichtverpackungen – darunter auch Einweggetränkegebinde – gesammelt. Die Kapazität der Sortieranlagen liegt jedoch bei nur rund 160.000 Tonnen. Hier bestehen also akute Engpässe in der Recyclingwirtschaft, die am einfachsten und kostengünstigsten durch die Einführung eines modernen Einweg-Pfandsystems lösbar wären“, warnt Abl.

Durch die Einführung eines Pfandsystems könnten laut ÖPG Pfandsystemgesellschaft rund 30.000 Tonnen Einweggetränkegebinde getrennt gesammelt werden – anstatt durch den „gelben Sack“ oder die „gelbe Tonne“. In den Sortieranlagen entstünden damit zusätzliche Kapazitäten für die Sortierung aller recyclingfähigen Kunststoffverpackungen, wie etwa Waschmittelflaschen.

Kasser: WKO-Zahlen „entbehren nachvollziehbarer Grundlage“.
„Die von der WKO kolportierten Zahlen, wonach in Tirol, Vorarlberg und Burgenland mit dem bestehenden System Sammelquoten von 95 Prozent erzielt werden, weisen wir zurück“, so Anton Kasser, Präsident der ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände. „Diese Zahlen beruhen auf keiner fachlich geprüften Datengrundlage, denn wir besitzen immer noch keine Zahlen der verkauften PET-Getränkegebinde pro Bundesland und der Anteil an Kunststoffgetränkeverpackungen im Restmüll wurde auch nicht erhoben. Daher fordern wir hier von der WKO eine transparente und faktenbasierte Argumentation“, so Kasser. Laut ARGE Abfallwirtschaftsverbände machen Getränkeverpackungen aus Kunststoff einen beträchtlichen Teil des Littering-Problems in Österreichs Städten und Gemeinden aus. „Die Umweltverschmutzung durch die steigende Plastikflut darf man nicht länger ignorieren. Ein Einweg-Pfandsystem ist die volkswirtschaftlich günstigste Lösung, um die jährlichen Kosten für die Straßenreinigung und das Einsammeln von weggeworfenem Müll deutlich zu senken“, betont Anton Kasser.

Kleinere Geschäfte nicht in Gefahr.
Der Geschäftsführer der ÖPG Pfandsystemgesellschaft ging außerdem auf die Kritik seitens der Vertreter des Handels näher ein, ein Pfandsystem gefährde vor allem kleinere Geschäfte: „Die internationale Erfahrung zeigt, dass ein modernes Einweg-Pfandsystem keinesfalls zu mehr Belastung in kleinen Geschäften führt. Ganz im Gegenteil: Die Beispiele aus Norwegen oder Litauen, die bereits erfolgreiche Pfandsysteme betreiben, zeigen, dass der Großteil der Getränkegebinde in größeren Supermärkten oder an Pfandautomaten zurückgebracht wird. Nur ein geringer Teil wird dann manuell zurückgenommen, vor allem in kleineren Geschäften, wodurch der Kundenkontakt sogar erhöht wird“, so Abl.

Über ÖPG Pfandsystemgesellschaft.
Die ÖPG Pfandsystemgesellschaft m.b.H. (ÖPG) ist eine Gesellschaft zur Errichtung und zum Betrieb von Pfandsystemen für alle Produkte, die über Ein- oder Mehrweg-Systeme ordentlich und sicher gesammelt, verwertet oder wiederverwendet werden sollen. Die im Jänner 2020 gegründete Gesellschaft ist vollkommen unabhängig von bestehenden Systemen und ermöglicht Herstellern, Recyclern und anderen Stakeholdern eine neutrale Beteiligung an zukünftigen Pfandsystemen. Geschäftsführer der ÖPG mit Sitz in Wien ist Christian Abl. Mehr Informationen: https://www.oepg-pfandsystem.at/

Über ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände.
Die ARGE Österreichischer Abfallwirtschaftsverbände ist die Informationsdrehscheibe und Interessensvertretung von rund 100 Gemeindeverbänden für Abfallwirtschaft in Österreich. Als Zusammenschluss von acht Landesdachorganisationen vertritt die ARGE die öffentliche Abfallwirtschaft in fachlicher Zusammenarbeit mit Gemeindebund und Städtebund. Mit Müllgebühren in Höhe von rd. 600 Mio. Euro werden jährlich 3,5 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle von Gemeinden, Städten und Verbänden gesammelt, verwertet und entsorgt. Mehr Informationen: https://www.argeawv.at/

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