Transport Info Days 2009 – Rezepte für die Zukunft

Unternehmer, Wissenschaftler und Verbandsfunktionäre erläuterten am Mittwoch im Rahmen der Transport Info Days in Linz die Ursachen und mögliche Wege aus der Krise des österreichischen Transportgewerbes. Rund 50 Frächter waren der Einladung der Online-Frachtenbörse Teleroute und der Online-Community für Transport- und Logistikprofis TransportPlaza.eu gefolgt und beteiligten sich an der lebhaften Diskussion. Sie stand unter dem Titel "Die Transportbranche am Abgrund – Wege aus der Krise".

Auf dem Podium saßen Professor Dr. Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der Wirtschaftsuniversität Wien, Magister Christian Strasser, Geschäftsführer der Sparte Transport und Verkehr der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Günter Hirschbeck, Leiter der Dachser-Niederlassung Himberg, und August Tree, Kleintransportunternehmer aus Wien.

Überkapazitäten beim Laderaum, hohe Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben, ein verzerrter Wettbewerb sowie eine mangelnde Kontrolle der Kabotage-Regeln: Über die Hauptursachen der derzeitigen Krise des Transportgewerbes waren sich die Beteiligten auf dem Podium einig. Hinzu kommt die bevorstehende Mautanpassung, die das Fahren mit älteren Lkw weiter verteuern wird. "Das Gewerbe braucht Investitionshilfen des Staates für den Kauf neuer Fahrzeuge, die der Schadstoffklasse Euro 5 entsprechen", forderte Magister Christian Strasser. Zudem müsse die Regierung endlich die Steuern für Lkw senken, um in diesem Punkt eine Chancengleichheit mit Transporteuren aus anderen europäischen Ländern herzustellen. "Wir wollen faire Wettbewerbsbedingungen", so Strasser.

Investitionsförderungen für neue Fahrzeuge angesichts der geplanten Mautanpassungen forderte auch Günter Hirschbeck. Der Spediteur vertrat die Meinung, dass "die Umwelt-Maut zu einem ungünstigen Zeitpunkt" eingeführt werde. In der gegenwärtigen Situation würde sich kaum ein Frächter für einen neuen Lkw entscheiden. An die Transportunternehmer richtete er den Wunsch, ruinöse Preise zu verweigern und stattdessen eine hohe Qualität zu bieten. Dazu sei ein ständiger Verbesserungsprozess notwendig.

Kleintransportunternehmer August Tree sah seinen Gewerbezweig weitgehend unabhängig von staatlichen Regulierungen. "Wir können uns am besten selbst helfen, indem wir unsere Kunden pflegen und hier für eine möglichst breite Streuung sorgen", so seine Empfehlung. Außerdem sei es ratsam, die eigenen Dienstleistungen zu erweitern und mehr zu bieten als den reinen Transport.

Mit Blick auf die Kommunen forderte Tree eine strengere Zugangsbeschränkung für neue Gewerbetreibende sowie einen Nachweis der Qualifikation. "Für einen Kleintransportunternehmer reicht es nicht, nur einen Führerschein zu besitzen", so sein Credo. Nach seiner Meinung gäbe es im Gewerbe zu viele "Pfuscher", die durch schlechte Qualität dem Ruf der Branche schaden.

Professor Sebastian Kummer appellierte an die anwesenden Transporteure, eine Strategie zu entwickeln und danach zu handeln. "Es kommt nicht darauf an, möglichst schnell zu rennen, sondern darauf, dass man in die richtige Richtung läuft." Ein erfolgreiches Unternehmen würde seinen Kunden ein Alleinstellungsmerkmal bieten und sich damit von den eigenen Wettbewerbern abheben. Außerdem riet der Professor zu einer Nischenstrategie und einer soliden Finanzierung des eigenen Fuhrparks. Ein zu hoher Leasing-Anteil führe in Krisenzeiten zu einer mangelnden Bewegungsfreiheit. Zu wenig nachgefragter Laderaum könne dann nicht stillgelegt werden und müsse zu niedrigen Preisen angeboten werden.

Die Diskussion wurde durch einige Beiträge aus dem Publikum bereichert und endete nach rund zwei Stunden. Danach war noch Zeit für einen ausgiebigen Gedankenaustausch bei einem gemeinsamen Abendessen. Der von Teleroute und TransportPlaza organisierte "Transport Info Day" wurde durch das Unternehmen UNION TANK Eckstein GmbH & Co. KG unterstützt.

Mittlerweile blicken die "Transport Info Days" bereits auf eine vierjährige Tradition zurück. In diesem Jahr fanden sie erstmals auch in Österreich statt. Die Transport Info Days sind eine kostenfreie Networking- und Informationsplattform, die sich in erster Linie an Transportunternehmer und Logistikdienstleister richtet.
 
Quelle: MyLogistics

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