Automotive Zulieferindustrie: Impulsgeber für den Standort Österreich
Mit einem Produktionswert von über 24 Milliarden Euro sichert die Branche über 210.000 Jobs, der Standort-Wettbewerb setzt den Unternehmen jedoch zu.
- Prognose Produktionswert 2018: 24,4 Milliarden Euro (+6 %)
- Gesamtwirtschaftliche Effekte: 42,6 Milliarden Euro
- 80.150 direkte Jobs, indirekt sichert die Branche über 210.000 Arbeitsplätze
Die Automotive Zulieferindustrie in Österreich hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Impulsgeber für den Wirtschaftsstandort Österreich entwickelt. „Die Betriebe unserer Branche behaupten sich am Weltmarkt, sie erzielen laufend Rekordergebnisse und leisten einen wichtigen Beitrag für die Attraktivität des Standortes Österreich. Allerdings zeigen alle relevanten internationalen Rankings, dass der Wirtschaftsstandort auch für unsere Branche nach wie vor nicht zu den Top-Standorten gehört. Das muss aber unser Ziel sein, wenn wir auch in Zukunft eine Rolle spielen wollen“, so Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich. Gemeinsam mit dem Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) hat der Branchenverband die Struktur der Branche untersucht und ihre Wettbewerbsfähigkeit in internationalen Standortrankings analysiert.
Impulsgeber für den Industriestandort
Die Fakten zur Branche zeigen, wie stark die österreichische Industrie mit dem automotiven Sektor verbunden ist. An die 900 Betriebe sind zur Gänze oder teilweise in der automotiven Zulieferindustrie tätig. Sie erwirtschafteten im Jahr 2018 einen Produktionswert von 24,4 Milliarden Euro (Prognose auf Basis der Wifo Konjunkturprognose Juli 2018, +6 % gegenüber 2017) und eine Wertschöpfung von 7,4 Milliarden Euro.
Aus diesen Eckdaten hat das IWI gesamtwirtschaftliche Effekte errechnet. Die Berechnungen zeigen, dass der im Jahr 2018 erzielte Produktionswert gesamtwirtschaftliche Effekte von rund 42,6 Milliarden Euro ausgelöst hat. Die erzielte Branchen-Wertschöpfung löste eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von rund 16 Milliarden Euro aus und ist damit mehr als doppelt so hoch. Auch bei der Beschäftigtenzahl zeigt sich ein ähnliches Bild: 2018 waren in der Branche rund 80.150 Menschen beschäftigt, indirekt sind damit aber über 210.000 Arbeitsplätze verknüpft. Dietmar Schäfer: „Jeder von uns erwirtschaftete Euro an Wertschöpfung bringt dem Standort doppelt so viel und jeder Arbeitsplatz in unserer Branche sichert indirekt fast zwei weitere Jobs. Die automotive Zulieferindustrie ist damit einer der zentralen Impulsgeber für den Industriestandort Österreich.“
Elektromobilität und Digitalisierung treiben Strukturwandel
Die Branche selbst steht derzeit vor ihrem bislang wohl größten Transformationsprozess. Die bestimmenden Treiber sind die Digitalisierung, die neue Fertigungsprozesse mit Industrie-4.0-Anwendungen entstehen lässt, die weiterhin steigende Internationalisierung sowie die spezifischen Entwicklungen in der Automobilbranche. Hier steht vor allem die Elektromobilität im Mittelpunkt, ebenso wie alle Formen der Künstlichen Intelligenz etwa beim Autonomen Fahren, sowie politisch-administrative Themen wie CO2-Vorgaben, Steuerfragen oder Dieselverbote. „Die Branche wird derzeit von vielen divergierenden internen und externen Faktoren beeinflusst, und zwar in einem noch nie dagewesenen Ausmaß“, so Dietmar Schäfer. „Die politischen Unsicherheiten machen Investitionen schwieriger, gleichzeitig treibt uns die technologische Entwicklung vorwärts. Die österreichische Industrie hatte bislang eine herausragende Stellung in Europa, leider aber liegt der Standort nach wie vor hinter seinen Möglichkeiten. Und das ist auf Sicht äußerst riskant, vor allem vor dem Hintergrund des nun volatiler werdenden konjunkturellen Umfeldes.“
Österreichs Standortattraktivität stagniert
Zu diesem Schluss kommt auch die Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts. Herwig Schneider, IWI-Geschäftsführer: „Unsere Sonderauswertung der relevantesten internationalen Rankings zur Attraktivität des heimischen Standorts für die Automotive Zulieferindustrie zeigt bis 2017 vor allem eines: Stagnation. Im Vergleich zu den Top-Performern und gleichzeitig wichtigsten Mitbewerbern der Branche, etwa Deutschland und die Schweiz, hat Österreich seit 2010 kontinuierlich leicht verloren.“ Vor allem bei den Faktoren „Dauer von Unternehmensgründung“, „Belastung durch staatliche Regulierung“, „Bildung“ und „Steuereffekte“ hat sich der Abstand zwischen Österreich und den Top-Standorten am meisten vergrößert.
Die Forderungen der Branche sind daher klar und von hoher Dringlichkeit: „Die angekündigten Reformen der Bundesregierung, etwa in Steuerfragen und der Deregulierung sind grundsätzlich zu begrüßen. Noch mehr Aufmerksamkeit sollte auf die Bereiche Bildung und Fachkräfte sowie Forschung und Entwicklung gelegt werden. Die nächsten zwei bis drei Jahre werden entscheiden, ob Österreich seine herausragende Stellung in der Automotiven Zulieferindustrie halten kann. Das Potential dazu ist überdurchschnittlich gut vorhanden, es braucht aber noch deutlich mehr Ambition und vor allem mehr Tempo“, so Dietmar Schäfer abschließend.
Über die ARGE Automotive
Die ARGE Automotive Zulieferindustrie ist die österreichweite Branchenvertretung für die rund 900 in der WKO vertretenen Unternehmen aus dem automotiven Wertschöpfungsbereich und vereinigt somit alle wesentlichen Player dieses Sektors unter ihrem Dach. Trägerorganisationen sind die WKO, vertreten durch die Bundessparte Industrie, und die AWO/Außenwirtschaft Österreich sowie sechs Industrie-Fachverbände (FV-NE-Metall, FV Bergwerke & Stahl, FV Metalltechnische Industrie, FV Chemische Industrie, FV Elektro- und Elektronikindustrie und FV Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie), die Kraftfahrzeugzulieferbetriebe zu ihren Mitgliedern zählen. Oberstes Ziel ist, eine verbesserte öffentliche Wahrnehmung der Autozulieferbetriebe zu schaffen, um die industriepolitischen Rahmenbedingungen zu optimieren. Durch die Integration in die WKO ist auch für eine optimale Koordination insbesondere mit dem Fachverband der Fahrzeugindustrie als Interessenvertretung der Herstellerseite bestens vorgesorgt.
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