„Uns fehlt die flächendeckende Bahnlogistik im Nachtsprung“

Im Teilevertriebszentrum der Porsche Holding in Wals bewegen die 380 Mitarbeitenden täglich beträchtliche Mengen. Der Standort vor den Toren von Salzburg versorgt die Händler- und Werkstättenbetriebe in neun Ländern in Zentral- und Südosteuropa das ganze Jahr über mit Ersatzteilen und Komponenten der zahlreichen Marken im VW-Konzern. Allein in Österreich sind 370 Stationen an das dafür entwickelte Logistiksystem angebunden. An Durchschnittstagen beträgt das Versandaufkommen 27.000 Teilepositionen, die Obergrenze liegt bei 42.000 Einheiten. Der Lieferservice gliedert sich in eine Variante für Volumensendungen und in den „Eilservice“ mit Transportabwicklungen im Nachtsprung.

Im Wareneingang treffen täglich durchschnittlich neun Bahnwagen mit Lieferungen aus den deutschen Zentrallägern von Volkswagen und Audi ein. Ihnen stehen acht Waggons im Versand gegenüber, obwohl es deutlich mehr sein könnten. „In den Glanzzeiten hat unser Team im Expedit täglich 15-20 Transporteinheiten auf der Schiene abgefertigt“, zitiert Erich Costisella, Leiter Transportlogistik des Unternehmens, aus seinen digitalisierten Aufzeichnungen. Als Gründe für das rückläufige Bahnaufkommen nennt er die Einstellung von Nachtsprungzügen im Nord-Süd-Verkehr von Salzburg in die Bundesländer Steiermark und Kärnten, die durch Baustellen in Deutschland verursachten Probleme auf der Verbindung nach Vorarlberg und die Schließung von Bedienpunkten zur Umladung der Bahnsendungen auf Verteiler-Lkw.

Dabei hat das von DI Walter Huber geleitete Teilvertriebszentrum eine klare Vision für die Ersatzteillogistik. Sie soll so umweltfreundlich wie nur irgendwie möglich sein. Im Wareneingang funktioniert das seit Jahren auf einem vernünftigen Niveau. Im Versand fehlt derzeit ein Konzept für die tägliche Abfertigung von Güterwagen zur Bedienung der Hauptläufe in die Bundesländer. Derzeit sei das nur auf den Verbindungen nach Oberösterreich sowie Wien möglich, erläuterten Walter Huber und Erich Costisella kürzlich bei einer Veranstaltung an der Wiener Wirtschaftsuniversität. Demnach gab es bei dem Unternehmen eine Zeit, in der im Versand 90 Prozent der Hauptläufe im Bahntransport bedient wurden. Seither ist die Quote auf 40 Prozent gesunken.

Walter Huber und Erich Costisella möchten gerne wieder eine Wende zum Besseren herbeiführen, also zu möglichst vielen Bahntransporten. Dafür steht im 77.000 m² großen Ersatzteillogistikzentrum in Wals ein 350 Meter langer überdachter Gleisanschluss bereit, auf dem die verbliebenen Bahnwagen jeden Tag um 18:30 Uhr ausgezogen werden. Dieser Service ist gut eingespielt und könnte rasch ausgebaut werden. Jedoch setzt das die Reaktivierung der eingestellten Nachtsprung-Verbindungen und Bedienpunkte in den Bundesländern voraus. Dafür wären Förderungen beziehungsweise Subventionen des Staates für die Bahnlogistik notwendig. Immerhin erfülle der Verkehrsträger Schiene damit einen gemeinwirtschaftlichen Auftrag, argumentiert man im Porsche Teilevertriebszentrum.

In der Vision der Porsche Holding wickelt das Logistikzentrum in Wals den Großteil des Warenein- und ausganges auf der Schiene ab und übernehmen Fahrzeuge mit Elektroantrieb beziehungsweise LNG-Motoren die Verteilerverkehre ab den Bahnstationen in den Bundesländern. „Wir sind überzeugt, dass sich das umsetzen lässt“, sagen Erich Costisella und Walter Huber übereinstimmend.

Das Porsche Teilevertriebszentrum praktiziert in der Versandlogistik langjährige Partnerschaften mit erfahrenen Partnerunternehmen aus dem Kreis der Speditionen. Die Österreich-Distribution liegt in der Verantwortung der BEXity GmbH und von Lagermax AED für das Bundesland Tirol. Auf den internationalen Relationen nominieren die Importgesellschaften die Dienstleister, darunter DB Schenker, Gebrüder Weiss, die Slowenische Post und Lagermax-AED, Zagreb. Wichtig ist hier die Kontinuität bei den Fahrern, die Zugang in teilweise sensible Bereiche bei den Händler- und Werkstättenbetrieben haben. Je öfter es hier zu personellen Umstellungen kommt, desto größer ist die Gefahr von Unsicherheiten in der Logistikkette. Folglich kann eine stabile Fahrersituation der Qualität der Ersatzteillogistik bei der Porsche Holding nur förderlich sein.

JOACHIM HORVATH

 

Translate »