Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz – die Zukunft der Logistik
Von 11. – 13. März 2025 findet in Stuttgart die LogiMAT statt. Das Motto: „Passion for Solutions“. Exklusive Welt- und Europapremieren und jede Menge Neuheiten erwarten das Fachpublikum, dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm. Die LogiMAT präsentiert sich aufs Neue als zentrale Präsentations- und Kommunikationsplattform der globalen Intralogistikbranche.
Schon lange hat sich die LogiMAT als eine Leitmesse für den innerbetrieb-lichen Materialfluss sowie die IT-
Steuerung von der Beschaffung über die Produktion bis zur Auslieferung positioniert. Als größte jährlich stattfindende Intralogistikmesse in Europa setzt sie immer wieder neue Maßstäbe – inklusive vollständigem Marktüberblick. Zehn volle Hallen bedeuten über 1.600 internationale Aussteller auf rund 120.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Im Fokus der Veranstaltung stehen 2025 unter anderem Fragen, wie Unternehmen mit Daten – dem Rohstoff der Zukunft – effizient und sicher umgehen, wie virtuelle Welten bei der Entwicklung von konkreten Lösungen helfen oder wie Schnittstellen zwischen Fachkräften, Produktionsmitteln und intelligenten Roboterassistenten definiert werden sollten. Internationale Anbieter präsentieren dazu notwendige Technologien für Intralogistik-Lösungen und Prozessmanagement.
Neuheiten bei Flurfördertechnik und AMR
Intralogistik ohne moderne Flurfördertechnik ist wie Lasagne ohne Käse: geht, aber fühlt sich nicht richtig an. Die Trends bei der innerbetrieblichen Mobilität gehen eindeutig in Richtung Skalierbarkeit hinsichtlich Einsatzbereich, Flexibilität, Ausstattung und nachhaltigen Antrieben. Kontinuierliche Weiterentwicklungen sorgen dafür, dass Stapler, elektrische Mitgängergeräte, Kommissioniergeräte, Transportfahrzeuge und autonome mobile Roboter (AMR) hinsichtlich Ergonomie und Effizienz optimiert werden. Im Fokus dabei: Antriebstechnologie, Fahrerassistenzsysteme (FAS), Bedienbarkeit und Flexibilität. Neue Antriebsarten verbessern die CO2-Bilanz der Unternehmen, während automatische System dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Auf der Messe zeigen Hersteller aktuelle Neuentwicklungen im Bereich der Stapler, Kommissioniergeräte, FTF, AMR und Kommissionierroboter. Dazu zählen etwa neue Gabelstapler- und Elektroseitenstaplerserien. Strengere Klimaziele verlangen nach emissionsfreien, nachhaltigen Antriebssystemen – wie Brennstoffzellen oder Lithium-Ionen-Akkus.
Durchaus interessant daher die Vorstellung des weltweit ersten automatisierten Cobots für Palettentransporte durch EP Equipment, der dank Permanentmagnet-Synchronmotor und Lithium-Ionen-Batterien den Energieverbrauch erheblich senkt. Manche Hersteller lassen den Betreibern weiterhin die Wahl zwischen Blei-Säure oder Lithium-Ionen-Batterien – je nachdem, was gerade zur Verfügung steht. Weiterhin beliebt sind Crossover-Fahrzeuge, die Verbrennungsmotor und Elektroantrieb kombinieren.
Auch wenn die Zukunft offensichtlich von Robotern, Drohnen und autonomen Fahrzeugen geprägt sein wird, gibt es noch Potential für Verbesserungen für menschliche Nutzer – sowohl bei Ergonomie, als auch bei der Sicherheit. Dazu zählen beispielsweise touchfähige Displays, mit Handschuhen bedienbare, berührungssensitivere Joysticks, Multifunktionsarmlehnen und höhenverstellbare, schwenkbare Lenksäulen. Auch bessere Traktion zur Vermeidung von Unfällen ist ein Must-have für neue Fahrzeuge.
Vermehrt setzen Anwender auf automatisierte autonome Mobilität, mit der dank ihrer Skalierbarkeit flexibel auf Auslastungsschwankungen reagiert werden kann. AMR, Shuttles, Co- und Carrybots sowie fahrerlose Transportfahrzeugen sind die Antwort auf Effizienzdruck und Personalmangel. Fortschrittliche Technologien erlauben den Systemen, selbstständig Routen zu wählen, Hindernisse zu umfahren und somit den Lagerprozess zu optimieren. Praktisch: automatische Palettenerkennung.
Verpackungslösungen im Zeichen der PPWR
Ab Mitte 2026 gilt die EU-Verordnung für Verpackungen und Verpackungsabfall, die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR), mit deren Hilfe Verpackungsabfall bis 2030 gegenüber 2018 um fünf Prozent und dann bis 2035 um 10 und bis 2040 um 15 Prozent reduziert werden soll. Auch Leerraum bei Umverpackungen wird reglementiert, Kreislaufwirtschaft gefördert. Solche Vorgaben bringen Herausforderungen für alle Beteiligten, weshalb auf der LogiMAT 2025 entsprechende Lösungskonzepte vorgestellt werden. Dazu zählen die Weiterentwicklung wiederverwendbarer und recyclebarer Verpackungsmaterialien, die Einbindung neuer Grundstoffe, Upcycling-Projekte und -technologien zur Wiederverwendung von Kunststoffen sowie die vermehrte Bereitstellung von Mehrweglösungen. On-demand-Lösungen sowie individuelle, volumenoptimierte Verpackungen und reduzierter Materialeinsatz sowie behälterbasierte Mehrweglösungen liegen eindeutig im Trend der Verpackungsproduzenten.
Das auf der Messe präsentierte Angebot umfasst etliche auf E-Commerce zugeschnittene Lösungen: Vollautomatische Individualverpackungs-Systeme, eine vollautomatische Komplettlösung zum Versenden verschiedenster Artikel in Papierverpackungen inklusive Adressetikettierung und eine neue Füll- und Verschließmaschine zur schnellen, sicheren Verpackung unterschiedlicher Produkte.
Die weltweit erste automatisierte Multi-Beutel-Maschine T-Plast! verarbeitet bis zu 54 vorgefertigte Easy-Open-T-Shirt-Beutel mit einer Dicke von nur 10 μm pro Minute. Ebenso interessant: das vollautomatische System Parcel Pack, eine neu entwickelte Lösung für die Trayverpackung im Briefkastenformat, mit der pro Stunde bis zu 1.000 Briefkastenverpackungen produziert werden. Schon länger sind Verpackungslösungen mit Füll- und Polstersystemen aus zertifiziertem Recyclingpapier eine Alternative zu Kunststoffen, beispielsweise das Papierpolstersystem PaperJet® Winder, das Papierpolsterschnecken aus 100-prozentigem Recyclingpapier passend zum versendeten Produkt herstellt. Ebenso zu sehen: Luftpolsterlösungen mit kompostierbaren Polsterfolien aus Maisstärke und Papierluftpolster, innovatives Honigwaben-Papier, Klebeband und Polstermaterialien aus Papier sowie ergonomische Verpackungsstationen. Auch bei den Klebstoffen geht der Trend hin zu einem höheren Anteil biobasierter Materialien für die Verpackungsautomatisierung.
Eine Weltpremiere im Verpackungsbereich: das erste folienfreie Hubbodenbehälter-System für eine vollautomatische Be- und Entladung in der E-Commerce-Logistik, bei dem Paletten auf einem Hubboden von einem wiederverwendbaren Behälter umrahmt werden, worin sie erhöht, abgesenkt oder ganz ohne Folie transportiert werden können. Im Sinne der „Circular Economy“ finden sich auf den Messeständen unter anderem robuste Label, AutoID-Software und Track&Trace-Lösungen. Highlight: zwei robuste und reichweitenoptimierte RFID-Label mit einer RFID Lese-Perfomance von bis zu vier Metern auch im Außenbereich.
Moderne Ident-Technologien als Treiber
Durch die Verknüpfung unterschiedlicher Technologien bieten AutoID-Systeme intelligente, technologisch aktuelle Lösungen für nahezu jede Anforderung der Automatisierung und digitalen Transformation. Das beginnt bei den Materialentwicklungen und reicht bis zur Einbindung von Robotik und KI. Ein Beispiel: eine komplette Etikettierstraße mit trägerpapierfreiem, in ersten Ländern bereits patentiertem InNo-Liner Etikettenmaterial, das Fertigungsreststoffe beim Etikettieren nahezu eliminiert. Die Einbindung von Cobots in den Etikettierprozess verspricht Effizienzsteigerungen und Ressourcenschonung.
Die Meisterklasse von RFID bleibt die präzise Pulkerfassung, neue Chip-Generationen versprechen hier bessere Leistungen. Eine weitere Neuentwicklung: E-Paper-Displays, die sich über unterschiedliche Schnittstellen in eine vorhandene IT-Infrastruktur integrieren lassen. Die batterielosen Smart Labels lassen sich mehrere hunderttausend Male neu beschreiben und sind auf hohe Belastungen in der Logistik ausgelegt.
Ein neuartiges RFID-Gate mit KI revolutioniert die Verladekontrolle am Warenausgang: das RF KonSys KI-Gate differenziert in Echtzeit, ob ein Artikel physisch das Tor passiert hat oder „nur“ bereitgestellt wurde oder etwa zum Lesezeitpunkt auf einem Gabelstapler am Gate vorbeifuhr. Ähnlich sieht das Funktionsprinzip modularen Scantunnel-Systems der Modelreihe ST aus, das eine vollständige 6-Seitenlesung mit Bottom-Read und Volumenmessung bietet und durch KI-Vision-Sensoren erweitert werden kann.
Künstliche Intelligenz als Maß aller Dinge
Künstliche Intelligenz ist heutzutage beinahe allgegenwärtig und somit auch integrativer Bestandteil aktueller Softwareentwicklungen. KI-Algorithmen analysieren große Datenmengen und können daher Muster aufzeigen, anhand derer sich Schwachstellen und Engpässe optimieren sowie Prognosen verbessern lassen. Dazu zählt auch die perfekte Anlagendimensionierung und Ressourcenplanung schon in der Planungsphase durch datenbasierte Simulationen. Kein Wunder also, dass laut WMS Marktreport Kompakt 2024 des Fraunhofer IML ein Drittel der WMS mit KI-Unterstützung arbeitet – inzwischen sind es vermutlich weitaus mehr.
Schon heute ist moderne Intralogistik durch den Einsatz intelligenter Softwaresysteme geprägt. Die Nutzung von Enterprise Resource Planning (ERP) und Warenwirtschaftssysteme (WWS), Warehouse Management Systeme (WMS), Transport Management Systeme (TMS) und Software für das Customer Relationship Management (CRM) gehören zum Alltag.
Bei der Nutzung dieser Systeme entstehen enorme Datenmengen, die sich mit Hilfe von KI-Algorithmen in rasanter Geschwindigkeit tiefgreifend analysieren lassen. Nutzungsfelder sind dabei beispielsweise Routenoptimierung, Bedarfsvorhersagen, Materialflussplanungen und die Bestandsverwaltung – Stichwort digitale Zwillinge. Aber auch Änderungen der Lieferkette über die Unternehmensgrenzen hinaus und deren Auswirkungen, etwa hinsichtlich Transportzeiten oder CO2-Fußabdruck sind mittels KI adäquat abbildbar.
Die KI-Plattform GaliLEA ermöglicht einen einfachen und intelligenten Zugriff auf das gesamte gespeicherte Wissen eines Unternehmens mit verschiedener KI-Agenten. Durch eine Analyse früherer Fehler werden präventive Maßnahmen empfohlen. Die KI-basierte Plattform PSIwms AI wiederum ist direkt an das WMS angebunden und kann dank Visualisierungsfunktion für Simulationen von Intralogistikprozessen Kommissionierwege um mehr als 30 Prozent reduzieren. Die Softwarelösung Relag erstellt einen digitalen Zwilling des Lagers inklusive 3D-Visualisierung von Lagerbewegungen und Auslastungen in Echtzeit. Die Systeme versprechen verschlankte Intralogistikprozesse, beschleunigte Kommissionierung durch optimierte Wegzeiten und eine Automatisierung der IT-Prozesse. Modulare Konzepte erlauben dabei maßgeschneiderte, skalierbare Lösungen.
Stark im Trend liegen auch cloudbasierte Services. Durch die Einbindung der Cloud sollen die Transparenz in der Lieferkette gesteigert sowie Verwaltung, Zusammenarbeit und Kommunikation in der Supply Chain verbessert werden. So verspricht etwa das webbasierte Coglas Web WMS einen vereinfachten und beschleunigten Versandprozessen für besonders stark nachgefragte Produkte im E-Commerce. Die Schmalgangstapler lassen sich hierbei über den Browser direkt aus der Cloud ansteuern, das Web WMS liefert die exakten Lagerkoordinaten.
Ein neues KI-Feature zur effizienten Touren- und Tarifplanung berücksichtigt in Echtzeit alle Informationen zur Beladung, Strecke, zum Tarif und zur Transportart. Durch die intelligente Auswahl zwischen Full Truck Load (FTL)- und Less Than Truck Load (LTL)-Transporten werden Kosten und Ressourcen eingespart. Eine neue Plattform für Trailer-, Container- und Wechselbrückentausch der Dock & Yard Management-Software myleo/dsc bindet Methoden und Verfahren der KI für verbesserte Bedarfsprognosen ein. Mit Hilfe von Echtzeitdaten vereinfacht die Cloud-Software Werkslogistik, Anliefer- und Transportmanagement in einer nutzerzentrierten Process-as-a-Service-Lösung.
Die KI-basierte Bilddatenverarbeitung der KI-gestützten Cloud-Plattform Stradivari erfasst Barcodes an Ladungsträgern im Wareneingang und Warenausgang und verarbeitet sie in Echtzeit, autonom und simultan. Dabei kann das System auch den Werkverkehr entsprechend steuern. Insgesamt ermöglichen aktuelle Systeme die nahtlose Einbindung von Automatisierungstechniken – von fahrerlosen Transportfahrzeugen über automatische Kleinteilelager bis zur Fördertechnik – für unterschiedliche Versandkanäle ins jeweilige WMS.
Egal ob Hardwaresteuerung, Bildverarbeitung oder Robotik – Performanceverbesserungen durch KI- Unterstützung sind deutlich auf dem Vormarsch. Live-Vorführungen unterschiedlicher Anbieter unterstreichen dabei die Leistungsfähigkeit – etwa zur automatisierten Bestandserfassung oder roboterbasierten Stückgutkommissionierung. Auch das Auslesen und Verarbeiten von Daten in PDF-Dokumenten ist mittels KI möglich, wobei handschriftliche Notizen je nach Lösung kein Problem mehr darstellen. Ziel von Logistikbude wiederum ist die vollständige Automatisierung manueller Prozesse und des gesamten Ladungsträgermanagements.
Premiere für KI-gestütztes Exoskelett
Eine besondere Premiere betrifft die Präsentation des EASE Exoskeletts, das manuelles Lasten-Handling auf ein neues Niveau hebt. Getragen wie ein Wanderrucksack, unterstützt das Exoskelett mit Seilen, die entlang der Arme verlaufen und über Motoren gezogen werden, aktiv beim Heben und Tragen von Lasten. Die integrierte Sensorik und eine KI-basierte Datenverarbeitung sorgen dafür, dass sich das System bedarfsgenau den Bewegungen der Nutzer anpasst.
Rahmenprogramm: für jeden etwas dabei
Neben 15 Expertenforen und Live-Events in den Hallen sowie auf den Freiflächen warten Vortragsreihen mit rund 70 „Exhibitor Insights“auf die Besucher.
Weltpremiere: Omnidirektionaler Deckenkran InfinityCrane
CeiliX präsentiert sein patentiertes, ursprünglich für die Weltraumforschung entwickeltes, modulares Deckenkransystem, das es Robotern ermöglicht, frei an der Decke zu fahren. Das bedeutet deutlich mehr Effizienz, Flexibilität und Platzersparnis in Produktion und Logistik.
Der InfinityCrane kann vollkommen frei und ohne räumliche Einschränkungen in alle Richtungen bewegt werden – Säulen oder andere Hindernisse werden problemlos umfahren. Die Grundlage für die CeiliX Technologie ist ein modulares, an der Decke montiertes Schienensystem im Baukastenprinzip. Durch die Kombination mehrerer Kräne können beispielsweise auch Objekte in der Luft gedreht werden. In weiterer Folge eröffnen sich aber weitaus mehr Möglichkeiten: ausgestattet mit Roboterarmen, Hebezeugen und Sensoren werden die Deckenfahrzeuge in Zukunft Aufgaben übernehmen, die bisher separate Maschinen oder manuelle Arbeit erforderten, wodurch weniger Lager- und Produktionsflächen nötig sind. Auf der Messe können Besucher sich bei Life-Demonstrationen von der Flexibilität und Leistungsfähigkeit der CeiliX Technologie überzeugen. (RED)
Quelle: LOGISTIK express Journal Intralogistik & E-Commerce LE-1/2025