Autoindustrie fährt mit Zuversicht in eine bessere Zukunft

Mit den Keynote-Vorträgen von vier Spitzenmanagern der globalen Automobil- und Zulieferindustrie wurde Donnerstag das 38. Internationale Motorensymposium im Kongresszentrum Hofburg Wien eröffnet. Mehr als 1000 Motorenexperten, Forschungs- und Entwicklungstechniker und Wissenschaftler aus aller Welt, diskutieren im Rahmen des zweitägigen Symposiums brennende Fragen der Mobilität. Erörtert werden in mehr als 40 Fachvorträgen die rasanten Fortschritte des Stands der Technik sowie beeindruckende Lösungspotenziale für zukünftige Mobilitätsstrategien. Das 38. Internationale Wiener Motorensymposium wird vom Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) und von der Technischen Universität Wien (Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik) veranstaltet und es macht deutlich: Die Autoindustrie forscht mit Hochdruck an Lösungen für eine bessere Zukunft.

Audi: „Pilotiert, emissionsfrei, vernetzt: Umbau einer Premiummarke zur Digital Car Company“
Der Audi der Zukunft pilotiert selber. Er fährt emissionsfrei, mit synthetischen, nicht-fossilen Kraftstoffen oder elektrisch dank Batterie oder Brennstoffzelle. Den Passagieren steht eine Online-Plattform im Auto zur Verfügung, über die sie ihren digitalen Alltag beruflich wie privat organisieren können: produktiv arbeiten und etwa Videokonferenzen abhalten, sich entspannen und eine Netflix-Serie anschauen, oder während der autonomen Fahrt einfach schlafen. Utopie? Für Audi-Chef Prof. Rupert Stadler ist das alles realistisch. In seinem Vortrag zur Eröffnung des Internationalen Wiener Motorensymposiums 2017 beleuchtete er, wie er die Premiummarke Audi zur Digital Premium Car Company transformieren und damit das heutige Bild des Automobils revolutionieren möchte.

Noch in diesem Jahrzehnt werden erste Gesetzgeber die nächste Stufe auf dem Weg zum autonomen Fahren erlauben und neben den derzeitigen teilautomatisierten Fahrerassistenzsystemen auch hochautomatisierte Systeme ermöglichen, erwartet Audi. Sobald in den größten Märkten die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind, wird Audi diese dritte Stufe der Automatisierung einführen, kündigte Prof. Stadler an. Dazu ist ein international weitgehend harmonisiertes Verkehrsrecht erforderlich. Vorreiter hierfür sind in der EU vor allem Österreich, Deutschland und Schweden und in den USA die Staaten Florida und Kalifornien, sagte der Audi-Chef.

Am Ende des Weges steht jedenfalls ein autonomes System, das gänzlich ohne Fahrer auskommt – auf allen Straßentypen, in allen Situationen. Ohne Lenkrad und Pedale. Basis dafür sind selbstfahrende Systeme, die Audi seit heuer in einer eigenen Gesellschaft, der Autonomous Intelligent Driving GmbH, entwickeln lässt.

Antriebstechnisch setzt Audi auf emissionsfreies Fahren. Bis 2020 verfügt Audi über drei Elektroautos in seinem Programm: Auf den neuen Audi e-tron folgt 2018 der Audi e-tron Sportback und 2020 ein Premium-Elektroauto im Kompaktsegment. Ab 2021 wird Audi sukzessive alle Kernbaureihen elektrifizieren, kündigte Prof. Stadler an, der damit rechnet, dass im Jahr 2025 jedes dritte ausgelieferte Auto einen teil- oder vollelektrischen Antrieb haben wird. „Das Auto der Zukunft muss emissionsfrei sein“, ist Stadler überzeugt. So ist für Audi etwa Wasserstoff als Energieträger der nächste große Schritt auf der Elektrifizierungs-Roadmap.

Nissan: Variable Verdichtung und höherer Wirkungsgrad verlängert Leben der Verbrennungsmotoren um weitere 100 Jahre
Für eine „strategische Zukunft des Powertrains von Morgen“ erscheint Toshihiro Hirai, Alliance Global Director und Corporate Vice President, Nissan Motor Co., eine zweigleisige Vorgehensweise nötig:
Die Verbreitung von emissionsfreien Fahrzeugen, also Elektroautos samt Infrastruktur, sowie die Verbesserung der Effizienz von Verbrennungsmotoren. Bis 2025 soll laut Hirai ein Viertel der Nissan-Produktion auf emissionsfreie Fahrzeuge entfallen, gleichzeitig werde am Wirkungsgrad der Verbrennungsmotoren gearbeitet. Die thermische Effizienz der Verbrenner werde sich durch den Generationswechsel noch vor 2020 auf 40 Prozent verbessern, aber der Weg zu Wirkungsgraden von 45 Prozent und darüber hinaus sei bereits erkennbar, etwa durch Magerverbrennungsprozesse wie Abgasrückführung mit Auflader oder Magermotor mit Auflader. Als Beispiel für neuartige Innovationen bei Verbrennungsmotoren präsentierte Toshihiro Hirai den von Nissan für die eigene Premiummarke Infiniti neu entwickelten „VC-Turbo“. Bei diesem Vierzylinder-Aggregat wurde erstmals eine stufenlos variable Verdichtung in Serie gebracht, eine Innovation, durch die bisher vorhandene physikalische Hindernisse überwunden wurden und Verbrennungsmotoren ein Entwicklungspotenzial für weitere 100 Jahre erworben hätten, betonte der Nissan-Experte.

Bosch: Wie anspruchsvolle Klimaziele erreicht werden können
Aus der Sicht eines globalen Zulieferers betrachtete Dr. Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions, den Beitrag verschiedener Antriebskonzepte zur Erreichung anspruchsvoller Klimaziele. Zusammenfassend machte Dr. Bulander deutlich, dass gerade im Segment des Straßenverkehrs alle technologischen Potenziale ausgereizt werden müssten, um eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf +2°C zu erreichen. Hierzu liefere nicht nur die Elektromobilität und langfristig gesehen die Brennstoffzelle, sondern insbesondere ein maximal effizienter Verbrenner einen entscheidenden Beitrag. Mit modernsten Verbrennungsmotoren sei es möglich, nicht nur die CO2-Emissionen entscheidend zu reduzieren, sondern gleichzeitig die Immissionsgrenzwerte auch in Großstädten unter realen Fahrbedingungen einzuhalten, betonte der Manager.

ZF Friedrichshafen: E-Anteil wird in der nächsten Dekade die 50%-Marke überschreiten
Die Automobilindustrie stehe vor gewaltigen Veränderungen. Ein neues Mobilitätsverständnis bringe neue Mobilitätskonzepte hervor. Fahrerlose und vernetzte Fahrzeuge abseits traditioneller Fahrzeugkonzepte und -Architektur, würden in den Markt drängen: So skizzierte Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns und Autozulieferers ZF Friedrichshafen, seine Sicht auf das Spannungsfeld neuer Fahrzeugkonzepte und regulatorischer Anforderungen. Der Weg in die Elektromobilität werde maßgeblich durch gesetzliche Vorgaben beschleunigt, der Anteil elektrifizierter Antriebe werde bei steigender Fahrzeugpopulation in der nächsten Dekade die 50%-Marke überschreiten. Derzeit könne sich niemand auf eine einzelne Antriebslösung fokussieren, so wie sie der Verbrennungsmotor für fast hundert Jahre dargestellt hat.

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