Chinas „Global Connector“ in der Containerschifffahrt

Auf den Verbindungen von Europa nach Nordamerika gibt es in der Linienschifffahrt stärkere Anbieter als die Cosco Container Lines. Aber in den Fahrtgebieten zwischen dem „Alten Kontinent“ auf der einen und dem Arabischen Golf, Indischer Subkontinent und Fernost auf der anderen Seite zählt die am 1. März 2016 aus der Integration der CSCL China Shipping Container Lines in die Cosco-Organisation entstandene Containerreederei gemeinsam mit OOCL aus Hongkong bereits zu den ganz starken Anbietern neben Maersk, MSC, CMA CGM, Hapag-Lloyd und ONE – Ocean Network Express. Und auf den Verbindungen von und nach China kommt ohnedies kein Mitbewerber an die Leistungsvielfalt des Unternehmens heran.

„Wir sind aber auch im Intra Europe Trade gut aufgestellt“, betont Karl Seitz gegenüber der Österreichischen Verkehrszeitung. Der Leiter der Wiener Verkaufsagentur der Cosco Shipping Lines ist ein Kenner der Linienschifffahrt. Er hat schon bei verschiedenen Reedereien gearbeitet. An seinem jetzigen Dienstgeber fasziniert ihn die Art und Weise, wie Projekte in Angriff genommen und dann konsequent umgesetzt werden. Der Ausbau der Liniendienste von und nach Europa bildet ein zentrales Element in der Strategie der chinesischen Staatsreederei. Erklärtes Ziel der Verantwortlichen ist die Schaffung eines integrierten Netzwerks, gestützt auf die Kombination von Liniendiensten, Engagements in ausgewählten Seehäfen und hochfrequenten Bahnverkehren ins europäische Hinterland.

Für die Länder in Zentraleuropa, sprich für Österreich, Ungarn, Slowakei und Tschechien, wurde in dieser Hinsicht in den letzten Jahren ein umfassendes Servicepaket geschnürt. Daraus sticht Hamburg als traditionell sehr starker Importhafen hervor und wächst bei den Exporten die Bedeutung von Piräus und Koper. „Der griechische Seehafen gibt uns ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Karl Seitz selbstbewusst. Von hier aus betreibt Cosco Shipping Lines wöchentlich fünf Direktdienste nach Fernost. Zum Einsatz kommen Großcontainerschiffe mit bis zu 20.000 TEU Kapazität, die mit keiner anderen Reederei von Europa ausgehend ohne Umladung erreichbare Zielhäfen anlaufen. Dabei gleichen die kurzen Laufzeiten die längeren Vorläufe per Lkw oder Bahn nach Piräus aus.

Derzeit gibt es etwa zehn Züge pro Woche vom griechischen Seehafen in das zentraleuropäische Hinterland. Davon wird der Großteil von der Rail Cargo Group im Auftrag der Firma Pearl traktioniert, bei der es sich um das interne Eisenbahnverkehrsunternehmen der Cosco Shipping Lines handelt. Bedient werden die Stationen Budapest, Bratislava, Melnik, und Pardubice. Mehrere Bahnshuttle sind in Dreiecksverkehre eingebunden, die teilweise Leercontainer nach Österreich positionieren, wo sie meistens in Enns Vollcontainer der Lenzing AG für den Transport nach Piräus übernehmen. Das System ist gut eingespielt und bietet bereits bis zu fünf Abfahrten pro Woche ab Oberösterreich.

„Unser Angebot von Koper nach Fernost besteht mittlerweile aus zwei fixen Abfahrten pro Woche“, sagt Karl Seitz. Das bedarf insofern einer Erklärung, weil die Ocean Alliance, der Cosco Shipping Lines angehört, Slowenien nur einmal pro Woche direkt mit Asien verbindet. Aber es gibt da noch die zwei Feederdienste der Reederei in Richtung Türkei und Levante. Beide Loops enthalten einen obligatorischen Zwischenstopp in Piräus, von wo aus – wie bereits erwähnt – laufend Mutterschiffe zur Seereise nach Singapur, Südkorea, Vietnam, China und Japan starten. Speziell der Türkei-Feeder fügt sich gut in deren Fahrplanschema ein, und davon macht das Wiener Verkaufsbüro der Cosco Shipping Lines bei Bedarf Gebrauch. Dieses „mehr“ an Flexibilität stellt für Karl Seitz einen wesentlichen Unterschied zu den Mitbewerbern dar, und diesen Vorteil soll sein Team im Tagesgeschäft ausspielen.

JOACHIM HORVATH

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