Europameister: Österreichischer Lebensmitteleinzelhandel setzt stärker denn je auf Regionalität & Tierwohl
Der heimische Lebensmittelhandel kommt Österreich in vielen Formen zugute. Das belegt die erste österreichische Studie zur Wertschöpfungs-, Produktions- und Beschäftigungswirkung sowie zu den Umwelteffekten des heimischen Lebensmittelhandels von der GAW Wirtschaftsforschung und NielsenIQ im Auftrag des Handelsverbandes.
84% Regionalitätsanteil im Kernsortiment. Milch bleibt landwirtschaftlicher Exportschlager.
Die zentralen Studienergebnisse? „Der heimische Lebensmittelhandel gilt zurecht als Vorreiter und Impulsgeber für eine nachhaltige, faire Nahrungsmittelproduktion. Der Umsatzanteil heimischer Produkte ist 2022 bei Milch, Brot und Eiern auf 90% angestiegen, bei Gemüse erreichen wir 83% und bei Fleisch rund 70%. Insgesamt liegt der Regionalitätsanteil im Kernsortiment der wichtigsten Produktgruppen bereits bei 84%. Der heimische Lebensmittelhandel arbeitet auch kontinuierlich daran, den Tierwohl-Anteil im Sortiment weiter zu erhöhen und verfolgt das klare Ziel, die 100%-Marke zu erreichen“, fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die Ergebnisse zusammen.
„Lebensmittel aus dem eigenen Land anzubieten, ist für das Klima, die Umwelt, die Landwirtschaft und Erzeuger und für die Menschen gut. Daher hat sich der heimische Lebensmittelhandel regionalen Produkten in einem Ausmaß verschrieben wie sonst fast nirgends. Bei SPAR sind manche Produktbereiche sogar ausschließlich aus Österreich – wie beispielsweise Eier, Schwein-, Rind- und Kalbfleisch. In Summe führen wir 28.000 regionale und lokale heimische Produkte“, bezieht SPAR-Vorstand Markus Kaser Stellung.
„Ein regionales Sortiment stärkt sowohl Landwirte als auch Betriebe aus dem Umland und damit auch den Lebensraum der Kunden. Gleichzeitig sorgen die kurzen Transportwege und Saisonalität für einen geringeren ökologischen Fußabdruck und tragen somit zum Klima- und Umweltschutz bei. Mit unserer Initiative „Is‘ Heimisch“ können Kunden auf einen Blick erkennen, ob ein Produkt lokal im Umkreis von 30km, regional im Bundesland oder in Österreich hergestellt wurde“, ergänzt REWE International-Vorstand Marcel Haraszti.
Nicht nur den Österreichern ist die Qualität heimischer Erzeugnisse aus der Landwirtschaft wichtig, auch die Menschen in unseren Nachbarländern verlassen sich gerne darauf. Fast alle Produktkategorien haben zuletzt im landwirtschaftlichen Export kräftige Zuwächse verzeichnet. Milchprodukte (+26%) führen das Exportranking laut VÖM (Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter) an, gefolgt von veredeltem Obst und Gemüse, Wurst-, Schinken- und Speckwaren. Die wichtigsten Exportländer für Österreich sind Deutschland, Italien, die Niederlande und Griechenland.
EU-Vergleich: Österreich bei Regionalität deutlich vor Deutschland. Volkswirtschaft profitiert.
Im Rahmen von Simulationsrechnungen der GAW basierend auf NielsenIQ-Daten zeigt sich im Kernsortiment für die wichtigsten Produktgruppen Fleisch, Milch, Brot, Eier und Gemüse, dass der höhere Selbstversorgungsgrad im direkten Vergleich mit Deutschland folgende Mehrwerte für Österreich bringt:
- Im Vergleich mit Deutschland weist Österreich einen um 5,6 Prozentpunkte höheren Anteil heimischer Produkte an der heimischen Nachfrage auf;
- Erhöhung der heimischen Wirtschaftsleistung um jährlich 460 Mio. Euro;
- Erhöhung der Beschäftigung um 3.414 Jahres-Vollzeitäquivalente;
- Erhöhung des jährlichen Abgabenaufkommens um 152 Mio. Euro;
„Österreichs Landwirtschaft gehört zu den besten der Welt und sorgt mit ihrer reichen Arten- und Sortenvielfalt für den Erhalt der Natur. Lebensmittel, wo immer es möglich ist, in Österreich zu beziehen, ist nicht nur ein Bekenntnis zur Regionalität, sondern hilft uns, die Lebensmittelversorgung auch während volatiler Zeiten sicherzustellen. Dabei schließen sich Regionalität, BIO und Nachhaltigkeit nicht aus. Im Gegenteil: Als Lebensmittelhändler muss man sich der Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft bewusst sein – und Nachhaltigkeit in Unternehmensprozesse fest verankern“, zieht Horst Leitner, CEO von HOFER, Bilanz.
„Unsere Kunden schätzen Qualität aus Österreich. Nicht zuletzt deshalb bieten wir mit ‚Wiesentaler‘, ‚Alpengut‘ und unserer Austro-Bio-Marke ‚Ein Gutes Stück Heimat‘ eigene österreichische Eigenmarken an. Dabei ist uns Transparenz wichtig: Mit dem AMA Gütesiegel verfügen diese Produkte fast alle über einen geprüften Herkunftsnachweis. Die Lieferanten stehen außerdem gut sichtbar auf den Verpackungen! Damit steht außer Frage: Wir setzen auf langfristige Partnerschaft mit unseren heimischen Lieferanten und der Landwirtschaft, bei der alle entlang der Wertschöpfungskette ein Auslangen finden“, bestätigt LIDL Österreich-Geschäftsführer Alessandro Wolf.
Bio-Anteil im Gesamtsortiment wächst konstant: 3,7% Umsatzplus in 2022
Trotz hoher Inflation steigt der Anteil biologischer Lebensmittel am Gesamtsortiment im österreichischen Handel stetig an. So besitzt beinahe jede dritte Frischmilch im Supermarktregal und jeder vierte Artikel in den Produktgruppen Eier und Gemüse ein Biozertifikat. Insgesamt betrachtet hat sich der Anteil an biologischen Lebensmitteln seit der Jahrtausendwende hierzulande mehr als verdreifacht. Selbst im Gesamtjahr 2022, das von der Teuerungskrise geprägt war, sind die Umsätze im Bio-Lebensmittel-Bereich laut AMA um 3,7% gewachsen. Mittlerweile machen Bio-Produkte 11,5% aller Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel aus.
„Bei MPREIS nimmt Regionalität und Nachhaltigkeit seit jeher einen sehr großen Stellenwert ein. Bio aus der Region stärkt besonders in der Alpenregion die kleinstrukturierte Landwirtschaft und trägt zum Erhalt bäuerlicher Betriebe und der Almwirtschaft bei. Unser Engagement geht aber weit über das Sortiment hinaus. Zum Beispiel leisten wir mit dem ersten Wasserstoff-LKW Österreichs schon heute einen wichtigen Beitrag zu den österreichischen Klimazielen“, so David Mölk, Mitglied der Geschäftsführung von MPREIS.
„Für Denns BioMarkt sind 100% biologische Nahrungsmittel selbstverständlich. Gemeinsam mit unsere Partner und Kunden leisten wir jeden Tag unseren Beitrag, um zu schützen, was für uns alle überlebenswichtig ist: Klima, Umwelt, Ressourcen und Vielfalt“, sagt Mareike Nossol, Geschäftsführerin von dennree Naturkost.
Ähnlich sieht das auch Andreas Haider, Geschäftsführer der UNIGRUPPE: „Wir von Unimarkt als regionaler Lebensmittelhändler haben uns seit der Gründung dem Thema ‚wertige, regionale Lebensmittel‘ verschrieben. Wir kommen aus den ländlichen Strukturen und haben gemeinsam mit den kleinen Handwerksbetrieben und Bauern die Marke UNIMARKT zur authentischsten regionalen Supermarktkette entwickelt. Auch unter den derzeitigen schwierigen Zeiten bleiben wir unserer gelebten Regionalität- und Nachhaltigkeitspositionierung treu.“
Auf den Teller und nicht in die Tonne: Lebensmittelabfälle gemeinsam vermeiden
Jährlich landen in Österreich knapp eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Das entspricht etwa 50.000 vollen LKW-Ladungen. Der Handel ist hierbei allerdings nur für rund 9% der Abfallmenge verantwortlich und wird immer wieder zu Unrecht als großer Lebensmittel-Verschwender angeprangert. Der Großteil der Lebensmittelabfälle wandert tatsächlich in den privaten Haushalten (58%) in den Müll, gefolgt von der Gastronomie (19%) und der Lebensmittelverarbeitung (14%).
Österreich hat sich im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele zur Halbierung der vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Haushalten und im Handel bis 2030 verpflichtet. Der heimische Handel unterstützt daher schon seit Jahren freiwillige Initiativen wie „Lebensmittel sind kostbar“, um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung aktiv zu fördern. Auch die Kooperation mit Sozialeinrichtungen wie der Wiener Tafel oder mit innovativen Startups wie Too Good To Go hat sich bewährt, dadurch konnte die Lebensmittelverschwendung im Handel zuletzt deutlich reduziert werden. Gerade der Lebensmitteleinzelhandel hat im Branchenvergleich sehr geringe Margen und daher überhaupt kein Interesse daran, Lebensmittel wegzuwerfen. Lebensmittel werden nur dann entsorgt, wenn sie nicht mehr für den Verzehr geeignet sind und auch nicht mehr zu Futtermitteln verarbeitet werden können.
Lebensmittelhändler lehnen EU-Mercosur-Freihandelsabkommen weiterhin ab
Der heimische Lebensmittelhandel agiert seit vielen Jahren als Partner und Unterstützer der österreichischen Landwirte. In den Regalen findet sich eine Vielzahl an regional und lokal produzierten Qualitätsprodukten. Der Handel steht auch für eine flächendeckende Nahversorgung der österreichischen Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln. Diese sollten auch in Zukunft für alle Bevölkerungsschichten leistbar bleiben.
Stichwort Mercosur: Ein unregulierter Freihandel mit Südamerika würde den europäischen Markt mit 100.000 Tonnen an Rindfleisch und weiteren Agrarrohstoffen überschwemmen. Das wäre eine Gefahr für die kleinstrukturierte österreichische Rinder-Landwirtschaft. Daher braucht es entsprechend hohe Standards und Obergrenzen bei Importfleisch sowie ein Bekenntnis zur ökosozialen Marktwirtschaft. Die Standards im Tier- und Pflanzenschutz, unter denen Südamerika aktuell produziert, sind hierfür noch nicht ausreichend. Allein in Brasilien sind mehr als 500 Pestizide genehmigt, darunter 150, die in der EU verboten sind.
„Wir sind uns der Chancen des Mercosur-Abkommens für die europäische Industrie durchaus bewusst. Gerade im Lebensmittelbereich besteht aber ganz klar die Gefahr, dass der heimische Markt von bedenklichen Produkten aus Südamerika überschwemmt wird. Die erstklassige Qualität europäischer Produkte darf unter keinen Umständen konterkariert werden. Seriöse Klimapolitik sollte besser auf Transparenz, höhere Tierwohlstandards und lokale Produktion setzen“, so Handelssprecher Rainer Will abschließend.
Über die HV Regionalitätsstudie:
Der umfassende Wertschöpfungsreport „Regionalität im Lebensmitteleinzelhandel. Eine vergleichende Analyse zentraleuropäischer Länder“ wurde von der GAW Wirtschaftsforschung in Zusammenarbeit mit NielsenIQ und im Auftrag des Handelsverbandes erstellt. Eine Sneak Preview der Studie ist bereits Ende 2022 präsentiert worden, nun steht auch der vollständige Studienbericht inkl. Poster zum kostenlosen Download bereit.
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