Heinz Pechek – 25 Jahre im Einsatz für den Einkauf
Ist künstliche Intelligenz eine Chance oder Bedrohung? Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit in den Lieferketten aus? Kann die heutige Aus- und Weiterbildung für die Herausforderungen der Zukunft wappnen? Diese und weitere Themen wurden im feierlichen Rahmen des Festaktes zu 25 Jahren BMÖ am 11. Mai 2023 im Haus der Industrie erörtert.
Redaktion: Angelika Gabor.
25 Jahre, ein Viertel Jahrhundert – so lange schon kümmert sich der BMÖ – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich – darum, dem Thema Einkauf im Unternehmen den richtigen Stellenwert zu verleihen und ein Bewusstsein für seine Rolle zum Unternehmenserfolg zu schaffen. Es ist daher kein Wunder, dass zu diesem bedeutenden Jubiläum viele Gratulationen einlangten. So betonte Mag. Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, in seiner Videobotschaft die Wichtigkeit der Sicherung der Wertschöpfungskette für die Industrie als Basis für Arbeitsplätze und Wohlstand – und die Rolle des BMÖ, etwa durch gemeinsame Aus- und Weiterbildungskurse. Ebenso per Video schaltete sich Chris Oanda, Präsident des IFPSM (International Federation of Purchasing and Supply Management) aus Nairobi zu und bedankte sich für das Bemühen des BMÖ, ein globales Netzwerk und internationale Kooperation im Einkauf zu unterstützen.
Die letzte Video-Grußbotschaft der Veranstaltung kam vom österreichischen Bundespräsidenten Alexander van der Bellen, der die Rolle des Einkaufs als Navigator statt nur als Krisenbegleiter hervorhob: „In dieser Rolle braucht es Weitblick, Professionalität, Kreativität und auch Engagement. Der BMÖ ist ein verlässlicher Partner für Österreichs Wirtschaft, auch in der Ausbildung.“ Wahre Worte, die sich inhaltlich auch in den spannenden Vorträgen widerspiegelten.
Qualifikation als Schlüssel zum Erfolg
Univ.-Prof. Dr. Johann Günther, Gründungsmitglied des BMÖ und Dozent, widmete sich in seinem Vortrag „Qualifikation durch Aus- und Weiterbildung – Basis für die Bewältigung der Veränderung“ den Herausforderungen, die sich durch die Pandemie, die Bevölkerungspyramide und die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ergeben. „Durch den eklatanten Fachkräftemangel in Grund- und weiterführenden Schulen, der sich von den Lehrkräften über Sozialarbeiter und Schulpsychologen hinzieht, ist das System schon jetzt überlastet. Eine strukturelle Reform des Bildungssystems ist unumgänglich, insbesondere angesichts der hohen Zahl an Geflüchteten, die es zu integrieren gilt.“ So zeigt etwa das aktuelle deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung, dass etwa 35 Prozent aller Schüler über sämtliche Ausbildungsstätten gerechnet deutliche Lernrückstände aufweisen, in Haupt-/Real- und Gesamtschulen, die mit unseren Mittelschulen vergleichbar sind, beträgt der Anteil sogar 42 Prozent. Während Günther als negative Auswirkung der Pandemie das Verarmen der sozialen Beziehungen anführt, sieht er die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung durchaus positiv und ist der Meinung, dass die Kinder eine gewisse Resilienz im Umgang mit Krisen entwickelt hätten.
Der Mangel an Lehrkräften in Österreich führte zu einer Dienstrechtsnovelle, die auch Quereinsteigern das Unterrichten erlaubt sowie zu einer Verkürzung der Ausbildung (Master von 8 auf 6 Semester) – durchaus eine Gefahr für die Qualität der Lehre. „Die digitale Kompetenz verlangt auch, den Kindern zu vermitteln, wie sie die Glaubwürdigkeit von Informationen überprüfen können. Nicht nur ChatCPT und andere Programme, auch Cybermobbing sind auf dem Vormarsch.“
In Österreich gibt es 200 anerkannte Lehrberufe, im Bereich der IKT kommen neue hinzu. Zudem gibt es unterschiedliche berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Hochschulen und Universitäten – die Ausbildungswege sind mannigfaltig. „Im Studienjahr 1955/56 gab es 19.124 ordentliche Studierende an den österreichischen Universitäten. Im Jahr 2000/01 waren es bereits 227.948, davon 15 Prozent aus dem Ausland. Im Jahr 2020/21 betrug der Anteil ausländischer Studierender bereits über 30 Prozent der 268.240 Studenten. Das Problem daran ist – nach ihrer Ausbildung gehen sie wieder zurück in ihr Heimatland, und uns fehlen die Fachkräfte.“ Generell habe sich die Einstellung und Loyalität der Studierenden gegenüber der Universität in den letzten Jahrzehnten verändert, sowohl Engagement, als auch Präsenz sind zurückgegangen. Besonders eklatant sei die Situation im Bereich IT: „Der IT-Arbeitsmarkt ist ein Arbeitnehmermarkt, schon heute fehlen in diesem Bereich 1 Million Fachkräfte im EU-Raum, wenn es so weitergeht, wird diese Lücke in 8 Jahren bereits 11 Millionen betragen. Die WKO schätzt, dass uns 24.000 bis 30.000 IT-Experten fehlen und dadurch ein Wertschöpfungsverlust von 3,8 Mrd. € entsteht“, erzählt Günther. Das umfasst Programmierer ebenso wie Netzwerktechniker und IT-Security-Spezialisten. Generell werde alles komplizierter: „Im Oman werden beispielsweise alle Matura-Noten zentral gespeichert und das Ministerium erstellt ein Eignungsprofil, woraufhin die Absolventen eine Information bekommen, was und wo sie studieren dürfen, wobei der Markt die Anzahl der Studienplätze bestimmt. Oder es gibt virtuelle Lehrer, Avatare übernehmen den Unterricht. Ein weiteres Beispiel: disruptives Lernen, wie es Xavier Niel in der Ecole 43 Paris umsetzt.“
Umbrüche seien überall erkennbar, neue Formen des Arbeitens und Lernens wie Gleitzeit oder Homeoffice setzen sich durch. Günther: „Menschen haben plötzlich andere Motivationen als nur Geld, die Work-Life-Balance steht im Vordergrund. Bestes Beispiel: ‚Workation‘, Arbeiten vom Urlaubsort aus.“
Schließlich erinnerte Günther noch an die Schaffung der ersten universitären Ausbildung „Purchasing“, den Universitätslehrgang „Tele-Purchasing- Einkauf und Supply Chain Management“ unter der Leitung von Dkfm. Heinz Pechek im Jahr 1999, nur ein Jahr nach der Gründung des BMÖ. Schon damals war klar, dass Defizite in der Beschaffung nur durch passende Ausbildungsangebote ausgeglichen werden konnten. Schließlich beschreibt Günther Pechek, als er seinen durchaus beeindruckenden Lebenslauf verliest, mit den überaus passenden Worten: „Ein umtriebiger, kreativer Mensch mit einem großen Netzwerk, der vor nichts Angst hat.“ Ein Mensch, der sein Leben dem Einkauf widmet – auch heute noch.
Nachhaltige Lieferketten als Challenge
Dr. Marcell Vollmer, CEO der Prospitalia Gruppe, ist extra angereist, um vor Ort seinen Vortrag zum Thema „Nachhaltigkeit in den Lieferketten – Herausforderung an den Einkauf in Gegenwart und Zukunft“ zu präsentieren. Die Ereignisse, die sich negativ auf die Lieferketten auswirken, sind durchaus unterschiedlich – angefangen von großen Flutkatastrophen oder Vulkanausbrüchen bis hin zu Kriegsgeschehen und den Folgen der Pandemie – und betreffen nicht alle Regionen der Welt gleich stark. So betragen etwa die Energiekosten in den USA etwa ein Siebentel jener von Europa, die aktuelle Energiekostenexplosion trifft Europa härter als andere Länder. Doch trotz der globalen Disruptionen wächst der Handel weiter, im Jahr 2021 lag der Wert der weltweit exportierten Güter bei etwa 18 Billionen US-Dollar, das Bruttoweltprodukt (GPD) für diesen Zeitraum lag bei 100 Billionen US-Dollar. Vollmer identifiziert vier Megatrends, auf die sich der Einkauf einstellen muss: ökonomische Trends wie zB Urbanisierung, Terra-Trends wie zB Nachhaltigkeit und Infrastruktur, technologische Trends wie zB e-Commerce und Digitalisierung sowie Meta-Trends wie demographischer Wandel oder zunehmende Volatilität.
Der Einkauf fungiert jedenfalls als zentrales Bindeglied innerhalb der Lieferketten. Eine Studie unter 1.247 CEOs hat gezeigt, dass Inflation und eine unsichere wirtschaftliche Zukunft global als größte Risiken gesehen werden, wohingegen digitale Transformation und Technologien als Chancen wahrgenommen werden. Vollmer: „CEOs und Business Leader haben Kostensenkungen priorisiert, bei gleichzeitiger Fokussierung auf die Förderung des Wachstums.“ Willkommene Werkzeuge zur Erhöhung der Resilienz: die Regionalisierung, die Verteilung auf mehrere Bezugsquellen, intensivere Lieferantenbeziehungen sowie wieder mehr Vorratshaltung, um bei Engpässen gewappnet zu sein. „Während globales Sourcing lange als Paradigma galt, ist nun eine Trendwende zu erkennen. Das neue Schlagwort ist ‚Glocalisierung‘, eine Fusion von Globalisierung und Lokalisierung, wobei globale Konzepte für lokale bzw. regionale Bedürfnisse integriert werden.“
Das Motto: „think globally and act locally“. Derzeit gibt es laut Vollmer drei Prioritäten im Einkauf: Digitalisierung, Risk-Management und Nachhaltigkeit. Allerdings bezieht sich Nachhaltigkeit längst nicht nur auf CO2-Emissionen, sie umfasst auch Ressourcenverbrauch, soziale Standards, Menschenrechte, nachhaltige Investitionen und Fairness. Im Laufe der Zeit habe sich der Einkauf vom Transaktionspartner zum digitalen (bionischen) Geschäftspartner entwickelt, mit Fokus auf den Wertbeitrag. „Weniger als die Hälfte der Unternehmen nutzt die Möglichkeiten durch Sustainability Regulation“, bedauert Vollmer, „um Transparenz zu gewährleisten, werden in der Zukunft alle Daten für sämtliche Beschaffungen erfasst und gemessen werden müssen, um Nachhaltigkeitsziele und auch Risiken zu managen.“ Für ihn steht fest, dass der Einkauf sich an einem Scheidepunkt befindet – die Weichen für die Zukunft müssen jetzt gestellt werden. Denn es sei zu sehen, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Einkauf seit der Corona-Pandemie kontinuierlich abnimmt, wenngleich die Funktion an sich innerhalb der Unternehmen hohe Zustimmung erhält.
Künstliche Intelligenz – Faszination/Bedrohung
Diesem brandaktuellen Thema widmete sich DI Dr. Erwin Bratengeyer, ehemaliger Leiter des E-Learning Centers der Donau Universität Krems. Utopie oder Dystopie – die Meinungen über Künstliche Intelligenz gehen weit auseinander, und je nachdem, wen man fragt, wird auf die Förderung und den Einsatz von KI oder auf den kompletten Stopp der Entwicklung gedrängt.
„Aktuell entstehen 2.000 neue KI pro Monat, neue Programme und Anwendungen wie Duplex, PaLM, AIVA, Egon, Ernie, Aladdin oder auch Watson – der Schachweltmeister – drängen auf den Markt“, berichtet er. Dabei reicht das Angebot von einfacher Schreibunterstützung und Avataren über Fehlersuchen bis zu Chatbots. Während die Befürworter die perfekte Kooperation zwischen Mensch und AGI als Lösung für globale Probleme, Frieden, gerechte Ressourcenverteilung und Gesundheit sowie erweiterte menschliche Fähigkeiten sehen, befürchten die Gegner eine Versklavung der Menschheit durch Fremdbestimmung, initiierte Kriege, Krankheiten und Armut durch diktatorische Ressourcennutzung sowie einen Verlust von Privatsphäre und transhumanistische Technologien.
In einem offenen Brief im März 2023 appellierten 27.565 Unterzeichner an alle AI-Laboratorien für einen sofortigen Stopp des Trainings aller Systeme, die stärker als GPT-4 sind, für zumindest 6 Monate. Zugleich wird gefordert, effektive Standards und Regulatorien zur Erkennung von durch künstliche Intelligenz geschaffene Texte, Bilder, Videos und Werke zu schaffen.
Es stellt sich die Frage, ob eine KI ein Bewusstsein hat oder entwickeln kann. Bratengeyer: „Wenn man Bewusstsein als omnipräsent definiert, dann schon. Die heutige KI ist softwarebasiert. Wenn man Intelligenz rein als gespeicherte Datenmenge sieht, ist die KI einem Menschen haushoch überlegen.“ Doch auch KI ist nicht unfehlbar: „Nehmen wir ChatGPT als Beispiel. Rund 1.000 Menschen in Kenia programmieren über das Ergebnis, um die Antworten zu lenken. Man muss sich fragen – wer bestimmt das Ergebnis? Wer hat die KI mit Daten gefüttert, und welche wurden weggelassen? Natürlich gibt es Möglichkeiten, die Beeinflussung zu umgehen, etwa indem man den Auftrag gibt, ein Filmskript zu schreiben“, verrät Bratengeyer. Zumindest noch…
Im Expertenpanel „Einkauf – 1. Stufe der betrieblichen Wertschöpfung – heute wie damals. Verantwortung für das Unternehmensergebnis, Nachhaltigkeit & Innovation“ führte ein gut gelaunter Dkfm. Heinz Pechek, Geschäftsführender Vorstand des BMÖ, durch eine anregende Diskussion mit Mag. Stefan L. Braun, CPO der ÖBB-Holding AG, Ing. Thomas Zsulits, B.B.A, Leiter des globalen Einkaufs der Doka Gruppe und Vizepräsident des BMÖ, Univ.-Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg (online) und Prof. Dr. habil. Lisa Fröhlich, Prof. für nachhaltigen Einkauf und Lieferketten an der CBS International Business School.
Österreichs Wirtschaft und globale Störfelder
Univ. Prof. Dr. Gabriel Felbermayr vom Institut für Wirtschaftsforschung Wien hielt den letzten Vortrag des Tages: „Österreichs & Europas Wirtschaft im globalen Kontext – Veränderungsprozesse und Störfelder“. Gleich zu Beginn seines Beitrags verwies Felbermayr auf ein wachsendes Problem – die Verfolgung außenpolitischer Ziele mit wirtschaftspolitischen Instrumenten wie beispielsweise Sanktionen oder Zöllen. So hatte schon Adam Smith im Jahr 1776 zwar festgestellt, dass Arbeitsteilung als Quelle des Wohlstands fungiert und die Ausbeutung von Handelspartnern verdammt, gleichzeitig jedoch den Außenhandel aus Angst vor Holland beschränkt („Navigation Act“).
Schwerere Geschütze fuhr der damalige US-Präsident Trump 2018 auf, als er erstmals GATT Art XXI nutzte und Strafzölle für Stahl und Aluminium verhängte. „Aber der Handel als Sicherheit funktioniert nicht, das ist eine Nullsummenspiellogik“, so Felbermayr. Ein weiteres Problem sei die „sicherheitspolitische Externalität“: Den Unternehmen ist nicht bewusst, dass ihre außenwirtschaftlichen Handlungen sicherheitspolitische Auswirkungen haben können – oder es ist ihnen egal. Oft überwiegt der Gedanke, dass ein Einzelner ja keine Auswirkungen auf die außenpolitische Lage haben kann. Aber da alle Unternehmen so agieren, kann es zu einer exzessiven Konzentration auf wenige Lieferanten / Lieferländer kommen.“
Auch das moralische Risiko bei einer angenommenen Haftungsübernahme durch den Staat spiele eine Rolle. „Für rund 20 Prozent der importierten Produkte gibt es weniger als 10 Lieferländer“, zeigt Felbermayr auf, „277 Produkte kommen aus einem einzigen Land, wenngleich die meisten davon mit geringem Importwert.“ 779 der importierten Güter kommen aus maximal drei Herkunftsländern, wobei 537 davon hoch spezialisierte Lebensmittel sind, wie beispielsweise Palmöl, Tequila oder Gorgonzola. Doch auch für wichtige Rohstoffe wie Uranerz oder Lithium und Platin gibt es nur wenige Quellen – das Diversifizieren ist hier schwierig.
Felbermayr: „Die Listen der strategischen, also schützenswerten Güter und Industrien werden immer länger und sind schwierig zu aktualisieren – man könnte sie also auch weglassen.“ Eine große Gefahr sieht er bei Exportrestriktionen. „Protektionismus ist schlecht, boomt aber weltweit. Exportrestriktionen haben sich als toxisch für globale Ökonomie erwiesen und wurden von der WTO verboten, nehmen aber stets zu. Nehmen wir als Beispiel Pharmazeutische Produkte – wenn diese fehlen, kommt es zu Toten. In der Corona-Krise wurden wir alle Zeugen solcher Restriktionen, als es hierzulande kaum Schutzmasken gab.“
Auch Sanktionen sieht er kritisch, denn den daraus resultierenden Schaden wiedergutzumachen, dauere viele Jahre. Und dennoch: „Eine Drohung schafft Compliance und wird im Idealfall nicht wahrgemacht.“ Auch positive Sanktionen, wie die Aussicht auf Freihandelsabkommen, können wirksam sein. Alle Maßnahmen stehen und fallen mit der Glaubwürdigkeit der Beteiligten.
Auffallend sei, dass Handelsverträge zunehmend Punkte enthalten, die nichts mit dem eigentlichen Handel zu tun haben – wie etwa Umweltpolitik, Sicherheit oder das Rechtssystem. Auch Wirtschaftssanktionen verfolgen häufig andere Ziele und haben in den letzten 50 Jahren kontinuierlich zugenommen, obwohl ihre Wirksamkeit empirisch unklar sei. Auffällig: seit 2011 verkürzen sich Wertschöpfungsketten, insbesondere in China, und der Weltgüterhandel verlangsamt sich. Felbermayr warnt: „Eine Entkoppelung des globalen Handels würde einen Wohlstandsverlust von bis zu 50 Prozent bedeuten.“ Daher begrüßt er die neue handelspolitische EU-Doktrin für eine offene strategische Autonomie. Diese beinhaltet nicht nur einen CO2-Grenzausgleichsmechanismus, sondern unter anderem auch ein Anti-Zwangs-Instrument, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie den Critical Raw Materials Act.
Felbermayr: „In der jetzigen Form ist der CO2-Grenzausgleichsmechanismus ein zahnloses Instrument, da Exporte ausgenommen sind. 80 Prozent der Weltemissionen sind nicht bepreist.“ Um die Lieferketten zu stabilisieren, ist eine Diversifizierung bei den Lieferanten von Vorteil, wobei hohe Zölle nicht helfen. Doch insbesondere bei Rohstoffen ist eine Diversifizierung nicht möglich. „Hier wären steuerliche Anreize für Lagerhaltung oder gemeinsame strategische Reserven der EU-Länder eine Lösung“, so der Experte.
Nach den spannenden Vorträgen und den feierlichen Schlussworten von BMÖ-Präsident Mag. Stefan L. Braun lud ein ansprechendes Buffet mit Kabaretteinlage zum angenehmen Ausklang der gelungenen Veranstaltung. Herzlichen Glückwunsch vom Team des Logistik express! (AG)
Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2023