Gütertransport im Wandel: Unsicherheiten und hohe Kosten setzen den Transportmarkt unter Druck
Der Verein Netzwerk Logistik (VNL) lud Ende letzter Woche unter dem Titel „Transportmanagement 2025: Worauf müssen wir uns einstellen?“ wieder zum traditionellen und sehr gut besuchten „Powerday Transportmanagement“ ins voestalpine Gästehaus nach Linz ein. Im Fokus standen die konjunkturellen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Warenströme in den Segmenten der Straße, Bahn, See- und Luftfracht. Zusätzlich wurden best practice Beispiele in der Logistik aufgezeigt.
VNL-Obmann Stellvertreter Kurt Leidinger strich hervor, „Das Kapazitätsmanagement hat für Verkehrsträger wie LKW-Flottenbetreiber, Containerreedereien und Airlines in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Zeiten von „Frachtsonderangeboten“ aufgrund von Überkapazitäten sind vorbei – eine Entwicklung, die essenziell ist, um Investitionen in nachhaltige Frachtkapazitäten zu sichern. Besonders die ökologisch favorisierten Verkehrsträger, Bahn und Binnenschifffahrt, stehen jedoch vor großen Herausforderungen. Während die Bahn durch dringend notwendige Sanierungsarbeiten im deutschen Streckennetz erheblich beeinträchtigt wird, was den gesamten europäischen Bahnfrachtverkehr belastet, kämpft die Binnenschifffahrt mit einer veralteten Flotte – viele Schiffe sind bis zu 50 Jahre alt und erfordern dringend Modernisierung.“
Bernhard Schmaldienst (Senior Director Transport Management, Transporeon) zeigte die Marktentwicklung im Straßengüterverkehr auf, „In unserem Trendszenario zum Straßengüterverkehr gehen wir von einer kleinen Zunahme des Wirtschaftswachstums aus, jedoch werden geopolitische Unsicherheiten und hohe Betriebskosten weiterhin Druck auf die Transportwirtschaft ausüben. Kapazitätsengpässe und Fahrermangel werden voraussichtlich noch ausgeprägter, während technologische Fortschritte in der Automatisierung und KI die Effizienz steigern werden. In unserer Prognose kommt es trotz weiter verhaltener wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu leicht steigenden Transportkosten.“
In seinem Marktausblick zur Seefracht betonte Alexander Till (Hafen Hamburg Repräsentant), „Derzeit umfasst die weltweite Container Flotte eine Kapazität von 31 Mio. TEU, weitere 8 Mio. TEU an Schiffsraum werden in den nächsten 4 Jahren hinzukommen. Es entstehen dadurch fast 30% zusätzliche Kapazitäten. Wenn der weltweite Handel nicht im selben Maße wächst, und davon gehe ich derzeit aus, führt dies zu einer chronischen Überkapazität, und dadurch kommen die Raten unter Druck. Allerdings haben wir auch gelernt, dass die Reedereien bei Krisen oder kriegerischen Auseinandersetzungen die Raten sehr schnell sehr hoch werden lassen. Dies hat in den Jahren der Corona Pandemie dazu geführt, dass der Ebit der größten Reedereien bei etwa 20 Mrd. Euro/Jahr gelegen hat.“
Marktentwicklung, Digitalisierung und Engpässe
Die Seereedereien haben sich während der Corona-Krise finanziell gestärkt und ihre Marktposition gefestigt. Dennoch entstehen durch das dominante Raten- und Strategiediktat langfristig Chancen für Nischenanbieter, wie das Beispiel Tailwind zeigt. Im Straßengüterverkehr treibt die Digitalisierung, insbesondere in Einkaufsprozessen, den Bedarf an ad hoc Transporten voran. Gleichzeitig verschärft sich das Problem des Fahrermangels, das durch die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase zwar überdeckt wird, aber bei einer Konjunkturerholung deutlich spürbar werden dürfte. Effizienzsteigerungen durch Technologien wie Automatisierung und KI können diese Herausforderungen nur teilweise ausgleichen.
VNL: Das Wirtschaftsnetzwerk für Logistik
Der Verein Netzwerk Logistik ist mit seinen über 5.000 Mitgliedern das größte Wirtschaftsnetzwerk im Bereich Logistik in Österreich. Im Zentrum stehen die aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die Logistik mit den entsprechenden Lösungen aus Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Technologietransferstellen, Technologiezentren und privaten Logistikgesellschaften zusammenzubringen. Diese aktive Vernetzung stärkt die Logistikkompetenz der Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen und trägt wesentlich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Versorgungssicherheit bei.
Der VNL organisiert jährlich über 60 Logistik-Veranstaltungen, nimmt laufend an nationalen und internationalen Forschungsprojekten teil und tritt immer wieder auch beratend im institutionellen Bereich auf (wie zuletzt im Covid-Krisenstab). Als Gründungsmitglied unterstützt der Verein Netzwerk Logistik auch „Austrian Logistics“, eine Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zur Hervorhebung der exzellenten, weltweit erbrachten Leistungen österreichischer Logistik.
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